A Place To Bury Strangers – See Through You
Seitdem Sandra und John Fedowitz von Ceremony East Coast als neue Rhythmusabteilung an Bord sind, zeigen sich A Place To Bury Strangers von ihrer besten Seite. Die EP „Hologram“ aus dem Vorjahr stellte Oliver Ackermanns neues Line-up mit Bravour vor – natürlich verdammt laut und schroff, aber eben auch von wundervollen Melodien getragen. Post-Noise-Gaze aus der Garage steht auch auf dem mittlerweile sechsten Studioalbum im Mittelpunkt. „See Through You“ konsolidiert neue kreative Energien auf 13 krachenden, druckvollen Tracks.
Natürlich ist alles gnadenlos übersteuert und trotzdem wunderbar wahrnehmbar, wie es sich eben gehört. „So Low“ springt mit dem nackten Arsch ins Gesicht, nur um sich nach dem anfänglichen Angriff halbwegs zu konsolidieren. Der blubbernde Noise-Garage-Punk kommt gut, und wenn schließlich die überlaute Hook erneut einsetzt, ist der perfekte Anti-Ohrwurm geboren. Anti ist auch „My Head Is Bleeding“, bloß auf gänzlich andere Weise. Eine Art hibbeliger Shuffle setzt nervöse Energien frei, es wird zittrig und aufbrausend zu gleichen Teilen. Zudem umweht eine gewisse Düsternis die druckvolle Präsentation.
„Nice Of You To Be There For Me“ wirkt quengelig und kommt einfach nicht auf den Punkt. Das funktioniert überraschend gut, denn in der konstanten Aufbruchstimmung entsteht ein dynamischer Opener, dessen schrille Noise-Gitarre zum Leitfaden für latenten Wahnsinn reift. Hingegen bemüht „I Disappear (When You’re Near)“ geradezu horrende Finsternis und nähert sich Gothic-Konzepten. Die Nebelmaschine muss man sich dazudenken. Sympathisch gibt sich auch „Love Reaches Out“, das fast schon in klassischen Post-Punk-Gefilden fischt und mit seiner hibbeligen Energie aufs Gemüt schlägt.
Tatsächlich nehmen A Place To Bury Strangers den EP-Schwung spielerisch mit und positionieren sich einmal mehr als Meister ihres Fachs. Ja, die Lautstärke eskaliert stellenweise auf unerträgliche Weise, doch gehört das einfach dazu. „See Through You“ lebt von seiner Übertreibung, von seiner komplett übersteuerten Produktion. Bloß finden nun deutlich mehr Melodien und Riffs – von düster bis treibend – Einzug in den Sound. Im Prinzip kommt so ziemlich alles, was auf den letzten Platten prima funktionierte, in den gewaltigen Mixer. Noch nie war Ackermann so nahe am ultimativen APTBS-Album.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.02.2022 (CD / Vinyl ab 11.03.2022)
Erhältlich über: Dedstrange (Bertus)
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