Robert Plant & Alison Krauss – Raise The Roof

Robert Plant & Alison Krauss
(c) David McClister

Seit dem Ende von Led Zeppelin hängt der Schatten der Rock-Legenden über dem Werk von Robert Plant. Nur selten schafft es der Sänger, dem monumentalen Erbe vollends zu entkommen (wiewohl die vermeintlichen Erblast-Alben häufig exzellent ausfallen). „Raising Sand“ war einer dieser Erfolge. Gemeinsam mit Country- und Bluegrass-Sängerin Alison Krauss entstand die Zusammenkunft zweier Welten im weiten Americana-Feld, schon jetzt ein moderner Klassiker. 14 Jahre später wagen sie es wieder und covern sich mit wachsender Begeisterung durch die Szeniere. „Raise The Roof“ fängt den vertrauten Esprit gekonnt ein.

Stein des Anstoßes war ausgerechnet die seltene modernere Ausnahme auf dieser Platte, nämlich „Quattro (World Drifts In)“. Der Calexico-Track eröffnet „Raise The Roof“ und bringt den klassischen Geist des Albums mit halbwegs kontemporären Mitteln auf den Punkt. Selbstbewusste Zittrigkeit bildet sich Schritt für Schritt zur Stärke aus, die dezent verwaschene Melodieführung kommt den beiden nach wie vor grandios harmonierenden Stimmen zugute. Dass im direkten Anschluss mit „The Price Of Love“ luftige Sinnsuche folgt, die mit dem Streben nach Atmosphäre im Widerspruch zu weiten Teilen des Albums steht, klappt überraschend prima.

„High And Lonesome“ wurde von Plant und Studio-Mastermind T Bone Burnett eigens für das neue Album geschrieben. Das Original bringt mit seiner bestimmten Lässigkeit erfrischende Energie mit, ist lebendig und fordernd. In etwas anderem Maße gilt das auch von „You Led Me To The Wrong“, dessen bedrückende, folkig-bluesige Schwere von der perfekten Harmonie der Stimmen, der reduzierten Instrumentierung und der emotionalen Niedergeschlagenheit lebt. Ein „Searching For My Love“ erinnert in einigen Momenten sogar an das „Band Of Joy“-Album Plants, bewegt sich am ehesten im Solo-Metier, während Krauss für „Going Where The Lonely Go“ ihr Revier gekonnt einnimmt.

Souverän, so und nicht anders klingen Robert Plant und Alison Krauss auf ihrem neuen gemeinsamen Werk. Die einzigartige Magie von „Raising Sand“ fehlt, wohl weil man die Formel nun zu gewissen Teilen zumindest kennt, doch ist „Raise The Roof“ dennoch die erhofft starke Platte geworden. Plant, Krauss und Burnett wissen, wie sie es angehen müssen, wirken in Songauswahl und Präsentation daher mit wenigen Ausnahmen erwartbarer, aber eben auch unverschämt gut, richtig unterhaltsam. Unterm Strich bleiben zwei fantastische Stimmen, die wie füreinander gemacht klingen, sowie knackige Arrangierung der Americana-Großfamilie rundherum. Daran kann, will man sich auch nicht satt hören.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.11.2021
Erhältlich über: Rhino (Warner Music)

Robert Plant & Alisson Krauss @ Home | @ Facebook
„Raise The Roof“ @ Amazon kaufen