Suntitle – In A Dream

Suntitle
(c) Connor Rothstein

Weich, verwaschen, scharfkantig und unvorhersehbar: Suntitle firmieren unter dem Alternative-Emo-Banner, was zugleich alles und nichts heißt. Das US-Quintett, dessen Mitglieder sich auf New Jersey, Pennsylvania und Massachusetts verteilen, tourte zunächst mehrere Jahre, bevor 2020 eine erste EP erschien und nun das Debütalbum vorbereitet wird. „In A Dream“ macht seinem Namen tatsächlich Ehre, denn die unwirkliche Präsentation zwischen beißender Härte, poppigen Hooks und dichter, surrealer Atmosphäre spielt sich geschickt jenseits jeglicher Erwartungen ab.

Wohin diese Wundertüte ausschlägt, weiß man nie so genau, doch genau das macht letztlich den Reiz aus. Da wäre beispielsweise die erste Single „Burning Down A Denny’s“, einer der härteren Tracks mit Emo- und Punk-Einschlag, pointiertem Refrain und hymnischem Biss. Es sind einfache Mittel, die den Bogen von 90s-Midwest zur Gegenwart spannen, aber eben auch richtig gut eingesetzte. „Somo“ erweitert diesen Ansatz um etwas mehr Schmerz und angedeutete Schreie, die verstohlen in Richtung Post-Hardcore schielen, während sich darunter tatsächlich immer wieder ein Art Rock-Riff in den Vordergrund schiebt.

Suntitle beherrschen die ruhigen Momente aber ebenso, beispielsweise das mit Pop- und Gaze-Elementen ausgestattete „Royal Blue“, das ein wenig Schwermut nebst entstellte Gitarren packt, oder das melancholische „Mile Marker“, das den Alternative-Blues hat. Im abschließenden „Church Bells“ bemühen die US-Amerikaner tatsächlich so etwas wie Dream-Pop, reduzieren die Instrumentierung auf ein Minimum und packen gleich mehrere Filter in den Mix. Hier lassen experimentelle Blink-182 grüßen. Kantige, hymnische Rocker Marke „Heavens Gate“ drängen später wieder zurück in etwas geradlinigere Gefilde.

Letztlich ist diese Platte in unter einer halben Stunde durch, vielleicht der einzige wirkliche Fehler dieser Präsentation. Was Suntitle auf ihrem ersten Album abziehen, fasziniert absolut, spottet jeglicher Beschreibung und unterhält gerade deswegen gar hervorragend. „In A Dream“ ist eine Emo-Platte, die eigentlich alles andere als das ist. Sie bemüht Alternative-Rock-Prominenz, verliert sich in verwaschenen Shoegaze-Momenten, packt kantigen Punk aus und versinkt schließlich in der eigenen Traumwelt. All das ergibt mit der Zeit einen kurzweiligen Rohdiamanten mit spannenden Hooks und vertrauter Eigensinnigkeit. Auf Suntitle sollte man künftig ganz genau achten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.11.2021
Erhältlich über: Know Hope Records

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