Kills Birds – Married

Kills Birds
Cheryl Georgette

Eine Band als Zeichen von Freundschaft, so begingen Nina Ljeti und Jacob Loeb vor vier Jahren Kills Birds. Gemeinsam mit Fielder Thomas verteilten sie auf ihrem Debütalbum Arschtritte zwischen Grunge, Punk, New Wave und Alternative, was unter anderem prominente Fans wie Kim Gordon und Dave Grohl begeisterte. Letzterer lud das Trio sogar in sein eigenes Studio ein, um den Nachfolger aufzunehmen. Es war, nach ein paar Proben, für die drei Musiker*innen ein wichtiger Schritt aus der Pandemie-bedingten Isolation. „Married“ gibt sich in jeder Hinsicht vielschichtiger, dringlicher und persönlicher.

Das eröffnende „Rabbit“ ist ein ruppiger, angepunkter Nackenschlag mit verstärkten Kanten und verkappten Harmonien. Ljeti singt von einer missbräuchlichen Beziehung mit Machtverhaltnissen in Schieflage und fragt sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Im Anschluss gibt sich „Cough Up Cherries“ gleichzeitig eingängiger und schroffer. Die treibenden Strophen mit Garage- und Wave-Untertönen holen Garbage aufs Parkett, der grantige Chorus hat hingegen eher was von frühen Sleater-Kinney. Gleichzeitig klingen diese knapp drei Minuten durch und durch nach Kills Birds – ein Kunststück, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht.

Vergleiche sind eine schöne Sache, dienen jedoch bestenfalls als ungefähre Referenz für diese wuchtige Präsentation. Das wunderbar finstere „PTL“ spielt mit Post Punk und Noise Rock, lebt von seiner Bedrohlichkeit und lässt Schauer den Rücken rauf und runterlaufen. Im abschließenden Titelsong „Married“ deuten Kills Birds drei Minuten lang eine Slacker-Halb-Ballade an, nur um aus dem Nichts zu explodieren mit ein paar High-Speed-Sekunden, welche die Grenzen zwischen Punk und Blast vermischen. Das herrlich missmutige und zugleich melodische „Reasoning“ zeigt hingegen eine Band, die auch vor poppigen Ansätzen keinesfalls zurückschreckt.

Tatsächlich ist „Married“ noch direkter und intimer als der überaus ungeschönte, ungeschminkte Einstand. Der Mut zu persönlichen Geschichten, von der Dringlichkeit einer privaten wie globalen Krise gekonnt inszeniert, bekommt dem ohnehin ungemütlichen Sound von Kills Birds hervorragend. Hier tummeln sich allerlei Gitarren-Genres der 80er und frühen 90er in einem versifften Schuppen und pendeln konstant zwischen vorsichtiger Co-Existenz und volatilem Pulverfass. Und dann geht das Ding hoch, und zwar so richtig: ein pulsierender Zweitling einer spannenden jungen Band, die sich sämtliche Vorschusslorbeeren redlich verdient hat.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.11.2021
Erhältlich über: Royal Mountain Records / KRO Records (Membran)

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