Albert Luxus – YinYin

Albert Luxus
(c) Laurentia Genske

Ist es nun vorbei mit der Leichtigkeit? Eine solche trug „Diebe“, das Debütalbum von Albert Luxus, über weite Strecken in sich. Das Indie-Pop-Kunsthandwerk nimmt nun das Thema Gleichgewicht in den Blick, sowohl auf innerer als auch auf globaler Ebene. Matthias Albert Sänger, zuletzt unter anderem als Teil des prominent besetzten Projektes Freindz in Erscheinung getreten, und Andreas Kiwitt bemühen sich um neue Wärme, holen einen 70s-Synthesizer an Bord und lassen etwas Melancholie über das Weltgeschehen einkehren. „YinYin“ trägt die fehlende Balance bereits im Titel.

Erdrückende Schwere sucht man dennoch vergebens, denn Albert Luxus verstehen, wie man richtig dosiert. „Ein Glas aus Sympathie“ zerrt mit seiner Hibbeligkeit sogar direkt auf die Tanzfläche und hat hörbar Spaß am schillernden Wahnsinn. Das Arrangement schwillt immer weiter an, ein Hauch von Disco – hier kommt der neue 70s-Gast ins Spiel – sorgt für Laune. „Einsame Hornissen“ krallt sich hingegen das ausbeuterische Wesen des fliegenden Ungetüms und deutet es auf deutlich größere Zusammenhänge um. Der schwelgereische, leicht melancholische Gitarrenrock im Refrain krönt die Angelegenheit.

In „Himalaya“ wird der Unterschied zum Debüt besonders deutlich. Was auf den ersten Blick schon mal leichtfüßig wirken kann, tragt in jedem melodischen Moment eine gewisse Nachdenklichkeit in sich. Die Unbeschwertheit weicht, die großen Songwriting-Qualitäten bleiben allerdings unverändert – kaum zündet der Track in der finalen Minute eine weitere Eskalationsstufe, ist jeder Widerstand gebrochen. Davon ist im ebenso wunderbaren Opener „YinYin“ noch nichts zu hören. Feinsinnige, fast schon cineastische Melodie-Tüpfelchen akzentuieren den gemächlichen, treibenden, suchenden Song. Und irgendwann sagen Albert Luxus „Lebewohl“ mit motorisiertem Dream-Pop. Auch das passt prima ins Bild.

Angenehm anders, dennoch vertraut und weiterhin gut: Albert Luxus nehmen auf „YinYin“ willkommene Änderungen vor, ohne ihre musikalische DNA auch nur annähernd zu verwässern. Das zweite Album der Indie-Pop-Könner bemüht sich um mehr Tiefgang, um Nachdenklichkeit, stellt die ernsten Momente in den Mittelpunkt. Ein zweites „Jacuzzi“ mag nicht enthalten sein, dafür durch die Bank richtig sympathische Qualitätstracks von atemberaubender emotionaler Strahlkraft. Die Suche nach dem Gleichgewicht geht weiter, dafür findet sich das Duo auf ihrem Zweitling endgültig.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.11.2021
Erhältlich über: Backseat (Membran)

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