Save Face – Another Kill For The Highlight Reel

Save Face
(c) Connor Meany

Was, wenn My Chemical Romance „The Black Parade“ auf Kollisionskurs mit „A Fever You Can’t Sweat Out“ von Panic! At The Disco geschickt hätten? Möglicherweise wären dabei Save Face herausgekommen. Das US-Quartett vereint Emo, Screamo und Post-Hardcore mit der Broadway-Musical-Vorliebe von Mastermind Tyler Povanda. Entsprechend dramatisch, abgefahren und unvorhersehbar klingt die Truppe aus New Jersey, die mit „Another Kill For The Highlight Reel“ nun ihr zweites Album präsentiert. Und das geht im besten Sinne an die Substanz.

Tatsächlich setzt es mehr von allem, und das weiß durchaus zu unterhalten. Wie „Sharpen Your Teeth“ von der ersten Sekunde an mit Stakkato-Frontalattacken explodiert, hinter dem ersten Chaos jedoch erst einmal Tonleiter-Drama und ausladende Gesten bietet, unterhält. Dieser vergleichsweise harte, schroffe Track deutet das Faible für die große Bühne an. Das erstreckt sich übrigens nicht über die gesamte Platte – „A.M. Gothic“ bricht über weite Strecken aus derlei Gefilden aus und drängt in Richtung Post-Hardcore. Geoff Rickly von den legendären Thursday mischt in dieser Episode erfolgreich mit.

Save Face schreiben nebenher ordentliche Hits. Ihr „GLITTER“ tritt einen gewaltigen Ohrwurm mit Emo-Untertönen los, dessen Refrain sofort hängen bleibt – kompakt und druckvoll, hymnisch, im richtigen Moment etwas kantig. „Bury Me (Tonight!)“ nimmt das Tempo über weite Strecken raus und experimentiert mit Pianoklängen sowie dicken Singalongs. Diese gemächliche Episode schreit förmlich nach Radioeinsatz. Noch ruhiger wird es nur in der abschließenden Ballade „Please Murder Me“, die Schauer über den Rücken jagt und, natürlich, ein wenig Queen mitnimmt. „The Perks Of Not Being Able To See Your Reflection“ will mit seinen Aufs und Abs inklusive Pop-Instrumental ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

Aber vor allem wirken diese 33 Minuten wie aus einem Guss und fügen sich hervorragend zusammen. Save Face wildern oberflächlich in den frühen 2000ern und lassen dahinter ordentlich Substanz erkennen. „Another Kill For The Highlight Reel“ bringt natürlich ein paar Hits und offensichtliche Ohrwürmer ein, aber auch kantige Höllenritte, dramaturigsch wertvolle Achterbahnfahrten, balladeske Momente und ein klein wenig Horrorshow. Keine chemische Romanze, keine Tanzschuppen-Panik: Save Face etablieren sich mit ihrem zweiten Album als spannende neue Kraft zwischen Theaterbühne und Festival-Spektakel.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.10.2021
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)

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