Ropes Of Night – Impossible Space
Für geschmackvolle Finsternis ist immer etwas Platz. Ralph Schmidt verfolgt diese unter anderem bei Ultha, die für ihre Extreme zwischen Black-, Death- und Post-Metal sowie Grindcore bekannt sind, um nur einige der geschmackvoll chaotischen Einflüsse zu nennen. Vor zwei Jahren gründete er Ropes Of Night, das mit derlei Ideen jedoch herzlich wenig am Hut hat und stattdessen klassischen Post Punk mit einer feinen Prise Gothic-Blei serviert. Auf „Impossible Space“ erkunden die Kölner, wie viel Traurigkeit die menschliche Seele verkraften und wie mutig der menschliche Geist sein kann.
Das Quartett als weiterere Trend-Band abzuschreiben, wäre allerdings fatal, denn musikalisch wird unheimlich viel Großartiges geboten. Die einleitenden Vocal-Samples von „Another Closing Door“ führen auf eine falsche Fährte, im Hintergrund rollt bereits der Basslauf an. Aus diesem ellenlangen Intro schält sich ein 80s-lastiger Track mit The Cult-Schlagseite, der sich um düstere Romantik und Silberstreifen in der Hoffnungslosigkeit der menschlichen Existenz bemüht. Thomas Schindlers tiefe Stimme trägt etwas wunderbar Bedeutungsschwangeres in sich, bleierne Schwere kollidiert auf kuriose Weise mit niedergeschlagener Leichtigkeit.
„What’s Done Is Done“ wirkt unerwartet leichtfüßig bei aller seelischer Selbstzerfleischung und tänzelt über einen schroff schrubbenden Bass. Mit der Zeit kehren feinfühlige Melodien ein, flirren die Gitarren durch die Luft, entsteht ein vogelwildes Crescendo der Entspannung. Später stellt „If Death Was A Colour“ eine spannende Frage, die rhetorisch bleibt und im treibenden Blubbern unter anderem Interpol mit auf große Reise nimmt. Die Brücke zu zwingendem Indie Rock wird erfolgreich konstruiert, das Riff tanzbar, der große Zusammenbruch spürbar. Über fünfeinhalb Minuten bäumt sich der Track immer weiter auf, dann kehrt fast schon so etwas wie beklemmende Stille ein.
„Impossible Space“ braucht ein klein wenig Anlaufzeit und geht schließlich steil. Das ist vor allem dem fantastischen Songwriting zu verdanken, das manch einen Hit ausspuckt, der eigentlich keiner sein mag. Zuweilem im XL-Format breiten die gefühlvollen und doch gut durchdachten Arrangements ihre Schwingen aus, erobern mehr und mehr an Raum und Intensität. Und dann, wenn die Spannung den Siedepunkt erreicht, packen Ropes Of Night überdimensionale Momente der Leidenschaft aus. Klar kennt man den Sound, Post Punk mit Gothic- und Indie-Einschlag ist alles andere als neu, aber das stört zu keiner Zeit. Was aktuell Secrets Of The Moon prima machen, gelingt den Kölnern ebenso mit beeindruckender Leichtigkeit.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 03.09.2021
Erhältlich über: Golden Antenna Records (Broken Silence)
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