Zwanie Jonson – We Like It
Wenn Zwanie Jonson nicht gerade für Die Fantastischen Vier, Pascal Finkenauer oder Fettes Brot den Tour-Schlagzeuger gibt, schreibt er grandiose Pop-Songs, die einst sogar DJ Koze bewegten, ein eigenes Label zu gründen, um diese zu veröffentlichen. Mittlerweile ist der Hamburger, der eigentlich Christoph Kähler heißt, bei seinem vierten Album angelangt, abermals weitestgehend alleine eingespielt. Bei seiner neuen Heimat Fun In The Church landet nun „We Like It“, und das ist tatsächlich die perfekte Überschrift für diesen Longplayer.
Los geht es mit dem Titelsong, der gleichermaßen schön schräg und unverschämt eingängig geworden ist. Dezente Psychedelic-Elemente schwingen mit – ein Eckpfeiler dieser Platte – dazu kommt Jonsons zunächst recht beiläufiger Gesang, der stellenweise eher an ein kleines Gespräch erinnert und mit fortlaufender Spielzeit eine Spur intensiver wird. In dieser betonten Gemächlichkeit entsteht jedoch eine Art Mini-Sommerhit. Davon kann „The Hook“ ein Lied singen, tut es auch. Eine gewisse Rastlosigkeit schrammt hart am Dancefloor vorbei und legt eine kesse Sohle auf das Vordach.
Vorwitzig und unterhaltsam gestaltet sich auch „I Wobble Today“, das strukturelle Ansätze mit Electro-Psychedelica torpediert und die Vocals in der Echokammer aufnimmt. Dadurch erhält der Track eine unwirkliche Dimension, was aber gut kommt. Ähnlich verwaschen und doch konkret gibt sich „You Wrote A Book“, dessen verschmitzte Gitarre das Geschehen prima zusammenhält und zugleich irgendwie idyllisch klingt. ‚Steely Zwan‘ Jonsons lässiger Sprechgesang kehrt in „Empty Cities“ zurück, dessen tiefenentspanntes Auftreten von einer weiteren starken Gitarre abgerundet wird. Hingegen gibt sich „My Apartment“ zugleich hochmodern und komplett zeitlos, entführt futuristische RnB-Trends in poppig-verstrahlte Endlosigkeit.
„We Like It“ lässt sich nicht so richtig in eine Schublade quetschen, doch das kommt dem Album eigentlich zugute. Zwanie Jonsons Songs sitzen zwischen diversen Stühlen, bis es sie nicht mehr auf selbigen hält. Ein vornehmer Sir, ein Tanz-Dompteur, ein Suchender zwischen Welten, ein Meister der Melodie – all das und noch viel mehr ist der Hamburger während dieser elf Tracks. Seine vierte Platte könnte auch seine bislang beste sein, so hoch ist die Hitdichte, so groß die Begeisterung. Jonson präsentiert noch mehr Pop ohne erzwungenes Format, der sich wie Balsam auf die geschundene Seele legt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 06.08.2021
Erhältlich über: Fun In The Church (Bertus)
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