Quicksand – Distant Populations
Nach 22 Jahren Pause wärmen sich Quicksand gerade erst auf. „Interiors“ war ein gutes Comeback für die Post-Hardcore-Veteranen, die während der dazugehörigen Tour Gitarrist Tom Capone verloren und seither als Trio weitermachen. Und zwar tatsächlich genau das, denn Walter Schreifels, Savio Vega und Alan Cage haben trotz unzähliger anderer Projekte tatsächlich eine weitere Quicksand-Platte auf die Beine gestellt. „Distant Populations“ befasst sich mit der Eigentümlichkeit einer Gesellschaft, die gleichzeitig enger denn je verbunden und doch weit voneinander entfernt ist.
Der eröffnende Donnerhall „Inversions“, dessen Lyrics den Albumtitel liefern, behandeln eben jenes Thema in aller Wucht. Schreifels‘ Stimmbänder wirken zeitlos, die Mischung aus beißendem Post-Hardcore und statisch-eingängigem Shoegaze kommt gut, brennt sich ein. „Colossus“ denkt dies auf monolithische Weise weiter und stampft monströs durch ein wütendes, angenehm schwerfälliges Gebilde. Natürlich lassen sich die Parallelen zu Deftones, bei denen Vega seit einigen Jahren engagiert ist, nicht von der Hand zu weisen, man ist sich entsprechend lange verbunden. Aus dem Nichts erhebt sich ein hypnotischer, ultra-eingängiger Refrain, ein Silberstreif erster Güteklasse.
Quicksand geben sich noch dynamischer und angriffslustiger, haben das Momentum auf ihrer Seite. „The Philosopher“ experimentiert mit Alternative-Rock-Riffs, starrt zwischendurch auf die Schuhe und wirft aus dem Nichts eine überlebensgroße Melodie ab. Die etwas ruhigeren Tracks, wie „Rodan“ und „Brushed“, bestechen durch Reduktion und präzises Songwriting. Gerade letzterer Song überrascht mit semi-futuristischem Minimalismus, fällt aus dem Rahmen und passt doch prima ins Bild. „Missile Command“ verfolgt anfangs eine ähnliche Strategie, nur um schließlich abzuheben. Das manische Stakkato-Riff von „Katakana“, gepaart mit Gänsehaut-Bass und sperriger Struktur, brennt sich binnen Sekunden ein.
Tatsächlich haftet Quicksand mittlerweile etwas Zeitloses an, weil sie eben nicht auf Teufel komm raus versuchen, die revolutionäre Intensität ihrer Major-Alben Mitte der 90er zu reproduzieren, allerdings auch keine erzwungen neuen Wege gehen. „Distant Populations“ trifft sich irgendwo in der Mitte und schreibt packende Songs, die in ihrer druckvollen Eigentümlichkeit sofort hängen bleiben. Sperrige, hymnische, schroffe und doch im richtigen Moment harmoniebedürftige Tracks brennen sich ein. In dieser Form ist und (hoffentlich) bleibt das Trio unkaputtbar.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 13.08.2021
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)
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