Sweet Teeth – Acid Rain
Mitglieder so illustrer Bands wie Disfear, Year Of The Goat und Dollhouse haben sich einen neuen, deutlich direkteren Nebenschauplatz angelacht. Das schwedische Quartett Sweet Teeth zockt Alternative Rock und Power-Pop, direkt aus den 90er Jahren gefallen und perfekt für Fans von Hüsker Dü, Dinosaur Jr. oder The Hellacopters geeignet. Krachende Gitarren, feine Melodien und Texte zwischen Herzschmerz und großen Kleinstadt-Ambitionen bohren sich angenehm authentisch und ehrlich in den Sound hinein. Die erste EP „Acid Rain“ besteht ausschließlich aus Volltreffern.
Und sie fällt sogleich mit der Tür ins Haus, denn „Shattered Glass Face“ ist bereits in 48 Sekunden abgefrühstückt und als übellauniger Post-Grunge-Exkurse ein herrlich schroffer, kantiger Gewinn. Im Anschluss lässt „My Heart Is Big And Broken“ die Sonne der Misanthropie hinein und deutet einen großen, überdimensionalen Refrain an, der sich letztlich doch etwas zurückhält. Die schiere Intensität, nach der Hälfte mit einem angepunkten Uptempo-Break versehen, kommt richtig gut. „Acid Rain“, der Titelsong, geht es vergleichsweise gemächlich an und punktet stattdessen durch seine schiere Lautstärke. Selbst für einen kleinen Querverweise auf die frühen Foo Fighters bleibt Platz.
„Is There A Cure“, fragen Sweet Teeth in diesem unkonventionellen Ohrwurm. Der dicke, verwaschene Refrain schreit nach Alternative-Hit, die Melodie bleibt sofort hängen. Auch „Web Of Your Arms“ wartet mit pulsierender Eingängigkeit auf, bloß einen Tacken härter und verzerrter serviert. Schließlich entsteigt „Her“ dem Meer aus Distortion und Dreck, um ein paar kleinere Querverweise an die Ramones einzubauen. Der Hauptteil könnte durchaus von den Punk-Legenden stammen, passt dennoch perfekt zum Sound Sweet Teeths. „Tornado“ beschließt die EP mit ruppiger Energie, mit frontaler Verzerrung und der nächsten packenden Hookline, die durch ihre Kauzigkeit besticht.
Es ist die vertraute Eigenwilligkeit, die „Acid Rain“ zu einem absoluten Volltreffer macht. Natürlich wirkt so mancher Moment wie vielfach gehört, lassen sich die Einflüsse der eingangs erwähnten Bands nicht von der Hand weisen, und doch finden Sweet Teeth unerwartet Frisches in diesem Dickicht an etablierten Referenzen. Die ersten sieben Songs, in weniger als einer Viertelstunde abgefrühstückt, sind durch die Bank echte Granaten. Monströse Hooks treffen auf verzerrte Anti-Hit-Arrangements und gekonnten Starrsinn, der sich sofort einbrennt. All killer, no filler: „Acid Rain“ ist ein magisches Statement und katapultiert Sweet Teeth direkt in höchste Sphären.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 30.07.2021
Erhältlich über: Lövely Records (Cargo Records)
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