Lauran Hibberd – Goober

Lauran Hibberd
(c) Rebecca Need-Menear

Als Lauran Hibberd vor ein paar Jahren Weezer hörte, war es um sie geschehen. Ihre leicht folkigen Pop-Wurzeln rückten in den Hintergrund und wichen einem Indie-Slacker-Sound, der die junge Britin von der Isle of Wight zum großen Geheimtipp mit zahlreichen Festival- und Radioauftritten reifen ließ. Im Zwei-Jahres-Rhythmus veröffentlicht sie nunmehr neue EPs sowie zahlreiche Singles. Jetzt ist es wieder Zeit für ein neues Kleinformat, denn „Goober“ steht mit seinen sechs kurzweiligen Tracks in den Startlöchern.

Am Anfang lauert das grandiose „Bleugh“, Hibberds Reaktion auf ihr prä-naives Ich, das sich zu allerlei seltsamen Personen hinzugezogen fühlte. Zuckrige Süße, richtig schön grantiger Biss und ein wenig Punk-Rotz zum Drüberstreuen ergeben drei kurzweilige, unverschämt eingängige Minuten. „Old Nudes“ öffnet sich musikalisch weiter mit breiten Indie-Flächen und der nächsten großen Melodie. Der Refrain wirkt schlicht, beißt sich aber sofort fest. „How Am I Still Alive?“ mit Lydia Night von den Regrettes entlädt sich gemächlich mit einem herrlich kotzigen und zugleich freundlichen Refrain, der einen kleinen Mittelfinger mit dem breitesten vorstellbaren Grinsen serviert.

Eben diese Art von Spagat beherrscht Hibberd hervorragend, und „Boy Bye“ spielt geschickt mit den entsprechenden Erwartungen. Auch hier setzt sich – mit etwas Anlaufschwierigkeiten – eine kleine Hook durch, wobei die insgesamt etwas zurückgenommere Präsentation sehr gut funktioniert. „Crush“ setzt selbstverständlich einen vorwitzigen Slacker-Pop-Refrain frei, den selbst Rivers Cuomo kaum besser hingezaubert hätte. Eine gewisse Schwere rundherum fasst die aufgewühlte Gefühlswelt prima zusammen. Zum Abschluss nimmt „You Never Looked So Cool“ das Tempo heraus. Semi-balladeske Klänge und der Hauch eines Querverweises an Hibberds Anfänge schaffen einen etwas anderen Ohrwurm.

Natürlich sind diese knapp 20 Minuten viel zu wenig, dafür von exzellenter Qualität. Irgendwo zwischen Courtney Barnett, Kurt Vile und Jade Bird findet Lauran Hibberd ein wunderbares Plätzchen, ohne wie eine Kopie (der Kopie) zu klingen. „Goober“ setzt den Trend der letzten Singles vor und spuckt wohlig ungeschliffene Hits am laufenden Band aus. Der Slacker-Sound kommt gut und wirkt wie aus der Zeit gefallen, weil sich Hibberd keinesfalls vor etwas moderneren Einflüssen verschließt. Und doch ist die Gitarre zu jeder Zeit wunderbar unbequem und kratzig. Lauran Hibberd ist reif, in neue Sphären vorzudringen. Grandiose Songs schüttelt sie so und so mit Leichtigkeit aus dem Ärmel.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.07.2021
Erhältlich über: eOne Music

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