Lakes – Start Again

Lakes
(c) Dylan Nolte

Das distanzierte Bandleben ist so und so keine einfache Sache. Als Sextett gestaltet sich die Sache deutlich komplizierter, und so mussten Lakes aus Watford jede Möglichkeit nutzen, um ihre Songs zu schreiben, freie Studioplätze zu belegen oder gewisse Aufnahmen sogar komplett in den eigenen vier Wänden zu erledigen. Die britische Indiemo-Band mit gleich zwei Stimmen baut auf der sympathischen „The Constance LP“ auf und richtet den Blick nach innen. „Start Again“ setzt sich mit persönlichen Problemen und Dämonen auseinander und findet Wege, gestärkt weiterzumachen.

Nach einem kurzen Intro gibt „No Excuses“ die Marschrichtung vor, musikalisch wie thematisch. Über weite Strecken steht Roberto Cappellinas Gesang im Mittelpunkt, Blue Jenkins bringt sich rundherum ein und sorgt für Harmonien (auf Albumlänge wechselt man sich gerne ab). Die Mischung aus Indie Pop/Rock mit 80s-Einschlag und ein wenig Emo-Math-Riffing kommt gut, wirkt herrlich belebend und im richtigen Moment hektisch bis hibbelig. Am anderen Ende des Albums erhöht „Animals“ den Druck deutlich und holt vor allem die schroffen, verzerrten Gitarren in den Vordergrund. Selbst der Gesang erfährt mehr und mehr Entfremdung, bis das Ding schließlich in sich zusammensackt. Die Reise von verhaltener Aufbruchsstimmung bis zur ruppigen Katastrophe begeistert.

Ganz anders gibt sich hingegen „Talk!“, das einen Pop-Punk-Auftakt antäuscht und sich letztlich doch für butterweiche Harmonien mit einem knackigen, fordernden Refrain entscheidet. Der klassische Pop/Rock-Vibe von Fleetwood Mac mischt nicht zum letzten Mal mit. „Matches“ bringt schließlich das Beste sämtlicher Welten zusammen mit kantiger Energie, mit einem steten Brodeln unter der Oberfläche und einem Chorus, dessen Intensität in herrlichem Kontrast zu den ausgedehnten, nachdenklichen Einschüben steht. Im Titelsong dringt die Aufbruchsstimmung endgültig an die Oberfläche: „Start Again“ reißt Cappellina sogar zu einem kurzen Schrei hin, während Jenkins in sich ruhend, fast schon verspielt wirkt. Das nicht minder unterhaltsame Arrangement – mal sanftmütig, dann wieder verhalten pulsierend – unterhält ebenfalls.

„Start Again“ ist eine hibbelige, durchaus nervöse und doch energiegeladene Platte geworden, die ihre Kraft aus den eigenen Abgründen bezieht und sich gekonnt zum Weitermachen motiviert. Lakes klingen noch verspielter und detailreicher, gehen mehr denn je aus sich heraus und machen damit alles richtig. Gerade die feinsinnigen, sehr klassischen Pop/Rock-Vibes mit etwas modernerer Emo-Interpretation bekommen dem Sound richtig gut. Sommerlich, nachdenklich und motiviert bis in die Haarspitzen: Lakes verbreiten Stimmung mit Einschränkung und laden dazu ein, ein besserer Mensch zu werden, und dabei die feinen Melodien mitzusummen; sicherlich nicht die schlechteste Kombination.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.07.2021
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)

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