Twisk – Intimate Polity

Twisk
(c) Jona Laffin

Minimalismus kann ganze Räume füllen. Anders lässt sich der eigentümliche, faszinierende Sound von Twisk nicht erklären. Das Hamburger Trio bewegt sich mit seiner Interpretation von Gitarrenmusik unter anderem zwischen den Eckpfeilern Math, Psychedelic, Indie und Art, um das Klangbild ungefähr zu umreißen. Ihr erstes Album nahmen sie an einem Wochenende live im Studio ein, einzig der Gesang wurde durch Overdubs nachgereicht. Entsprechend spontan wirkt „Intimate Polity“ bei aller Präzision.

Warum diese Melange so prima funktioniert, lässt sich nur schwer sagen. Ihr beinahe statischer Ansatz ist dennoch von dynamischer Bewegung, hat was von einem Unruheherd in tiefster Entspannung. So oder so ähnlich lässt sich das langwierige „Things“ umschreiben, das in seinen gut fünf Minuten eigentlich recht wenig aufs Tableau bringt, aber auch nicht muss. Die stoisch agierende Rhythmusabteilung lässt sich treiben, eine der drei Gesangsstimmen erhebt sich in den richtigen Momenten und singt mit der Gitarre um die Wette. Für kurze Momente wird es laut, fordernd, fast schon punkig. Und dann kehrt die maschinelle Idylle zurück.

Inmitten des Rätselratens eröffnet „Intimate Polity“ weitere faszinierende Momente. So trägt „Pop Copywriter“ eine bizarre Gitarrenmelodie in sich, die Jazz- und Noise-Elemente paart, dabei aber stets entspannt wirkt. Wie Shoegaze, bloß mit stampfendem Rhythmus. Der Opener „The Elephants“ wirft hingegen knackige Gitarren in weit geöffnete Räume, geprägt von der herrlichen Kombination aller vertretener Stimmen. Wiederholtes Aufbrausen bekommt dem Song gut. Danach liefert „Shook Up“ so etwas wie eine Antithese mit verkopften Math-Gitarren, gelegentlichem Drängen an imaginäre Barrikaden, ja sogar mit fieberhaften Drumsalven.

Hier ist aber keinesfalls plötzlich der Punk ausgebrochen, Twisk lösen bloß eine weitere Facette aus ihrem eigenwilligen Klangdickicht. Ja, Minimalismus ist nicht nur raumfüllend, sondern auch massiv im richtigen Moment und in den richtigen Händen. „Intimate Polity“ verlangt Geduld und gute Ohren, denn die gerne mal kuriosen Klangbögen und Gedankensprünge erschließen sich erst mit etwas Geduld so richtig. In ihrem bestenfalls oberflächlich schlichten Mikrokosmos sind Twisk allerdings angehende Meister der verkopften Schönheit. Hier wächst potenziell Großes heran.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.06.2021
Erhältlich über: brillJant sounds (Indigo)

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