Suspectre – Suspectre
Drei Freunde fanden sich, spielten ein paar Konzerte und mussten plötzlich eine Live-Pause einlegen: So erging es den 2018 in Frankfurt gegründeten Suspectre, die gerade erst in Schwung gekommen waren, als die Pandemie den Mittelfinger entgegenstreckte. Anstatt jedoch selbst die Waffen zu strecken, ging man vergangenen Sommer ins Studio und nahm einfach ein erstes Album auf. Herausgekommen ist eine Mischung aus Post Punk, Garage Punk, Indie- und Pop-Hooks, die auf einen so einfachen wie passenden Titel hören: „Suspectre“.
Zwar mag das Ergebnis nicht unbedingt revolutionär sein, muss es aber auch nicht, denn dafür geht es prima ins Ohr. Das eröffnende „Yesno“ bringt die kurzweilige Hibbeligkeit des Trio auf den Punkt, von den stoischen Drums über den pulsierenden Bass bis zu den herrlich schrammelnden Gitarren. Als kleines Sahnehäubchen schwingt bedrohlicher Dreck in den Vocals mit, fertig ist der Leckerbissen. Hingegen erhöht „Known Pleasures“ die Schlagzahl ein wenig, drängt mit dem Kopf durch die Band und holt die Strokes in die 80er. Auch das ist ein Widerspruch in sich, auch das wird prima aufgelöst.
Ihren Post-Ansatz drängen Suspectre in die schrammeligen 00er-Jahre, als die Garagenwelt der The-Bands Platz für Wave-Rock machte. Das doppelte Revival bringt „Mistakes“ wunderbar auf den Punkt, vom getriebenen Unterbau über die recht klassisch klingenden Gitarren bis zu den gleichzeitig schwerfälligen und pulsierenden Gesten am Mikro. So abstrakt sich das lesen mag, so eingängig ist das Ergebnis. Im Rausschmeißer „A Part Apart“ scheint sich das Trio selbst im Weg zu stehen, denn der instrumentale Mittelteil scheint nach etwas zu suchen, dass sich nicht auffinden lässt. Macht aber nichts, denn aus dieser dezenten Verwirrung resultiert erstaunlicher Drive.
Vertraute DNA, mächtiges Ergebnis: Suspectre machen keinen Hehl um ihre Inspiration und rattern zwischen den Jahrzehnten durch. Ihre ersten acht Songs sind tanzbar, leicht verschwitzt, dabei stets lässig und stylisch. Stil trifft auf „Suspectre“ Substanz, auch wenn nach gut 25 Minuten schon wieder Schluss ist. Die etwas knapp bemessene Spielzeit ist die einizige Mini-Schwachstelle dieses Erstlings, der viel zu schnell endet. Allerdings spricht das wiederum für die Klasse des vertretenen Materials: Man möchte einfach nicht, dass schon wieder Feierabend ist. Die drei Frankfurter machen ihre Sache richtig stark und wollen unbedingt im Auge behalten werden.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 02.07.2021
Erhältlich über: Sabotage Records (Sounds Of Subterrania / The Orchard)
Suspectre @ Facebook
„Suspectre“ @ Amazon kaufen