Garbage – No Gods No Masters

Garbage
(c) Garbage

So etwas wie Stress oder unnötige Eile kennen Garbage nicht. Shirley Manson, Butch Vig und Konsorten lassen ordentlich Zeit zwischen ihren Platten vergehen, „Strange Little Birds“ hat fast auf den Tag genau fünf Jahre auf dem Buckel. Jetzt ist das Alternative-Quartett doch wieder da und kann nach mehr als einem Vierteljahrhundert im Geschäft tatsächlich noch überraschen. „No Gods No Masters“ ist ein Werk, das auf musikalischer sowie textlicher Ebene teils unerwartete Wege geht und damit alles richtig macht.

Gerade Manson nimmt sich kein Blatt vor den Mund und hat einiges zu sagen. Das eröffnende „The Men Who Rule The World“, zugleich die erste Single, rechnet recht deutlich mit dem Status Quo und dem Biest Straight White Male ab, zynisch und zugleich kurzweilig. Begleitet von abwechselnd treibenden Gitarren und wuchtiger Elektronik schlagen Garbage ein neues Kapitel auf, das trotzdem recht vertraut klingt. Diesen Spagat beherrscht die Band hervorragend, siehe und höre das energische, treibende „Wolves“ mit poppiger Doppelbödigkeit, quengeligen Gitarren und dem steten Gefühl, schon bald eine steile Klippe der Emotionen herab zu purzeln.

Die Rachegelüste von „A Woman Destroyed“ treffen auf das vielleicht elektronischste Arrangement der gesamten Platte. Zwischen TripHop und technoider Crossover-Wucht zieht Manson ihre beschwörenden Kreise. Die ähnlich gelagerte, synthetisch-schrille Intensität von „Godhead“ wird von wütenden Gitarren und verstörenden Bleeps torpediert. In Verbindung mit den betont inklusiven Lyrics brennt sich auch dieser Exkurs ein. Über die abschließende Ballade „This City Will Kill You“ kann man sich freilich streiten, der cineastische Schmalz wirkt dennoch geschmackvoll. Das unbequem eingängige „Flipping The Bird“, das beschwörende „Uncomfortably Me“ und das magische „Waiting For God“ beißen sich ebenfalls fest.

In dieser kompromisslosen Eigenwilligkeit liegt der größte Trumpf von „No Gods No Masters“: Garbage müssten längst nichts mehr beweisen und klingen trotzdem besser denn je. Elektronische Exkurse sind für das US-Quartett wahrlich keine Neuigkeit, doch die schiere Wucht in Klang und Text, begleitet von den obligatorischen Gitarren und verführerischen Pop-Momenten, sorgt in dieser knackigen Kombination für verdientes Aufsehen. Nach all der Zeit haben Garbage nach wie vor einiges zu sagen und unterstreichen ihre zentrale Rolle als Alternative-Outlaws der eingängig-verstörenden Art.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.06.2021
Erhältlich über: Infectious Music / BMG Rights Management (Warner Music)

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