Duvel – Duvel

Duvel
(c) Emil Vestre

Beklemmende Düsternis wird jetzt ein Stück poppiger: Drei Jahre nach ihrem kurzweiligen Debüt wollen Duvel mehr von allem. Die Norweger sind um einen Keyboarder reicher und somit nunmehr als Quartett unterwegs, zudem wollte man die Mischung aus Post Punk und 80s-Goth-Rock, die „Attempts At Speech“ säumte, etwas auffrischen. Und so betritt Gevatter New Wave das Parkett – ähnliche Ursprungszeit, deutlich eingängiger und hooklastiger arrangiert. Der Zweitling heißt einfach nur „Duvel“, so wie die Band, und geht direkt ins Ohr.

Zumindest funktioniert das bei „Human“ exquisit. Während die Strophen mit ihrer schrubbenden Basis und dem lakonischen Gesang noch recht vertraut wirken, hebt der Track im entfernt an die Killers erinnernden Refrain ab. Am Keyboard entsteht eine fantastische, hypnotisierende Melodie, der Track brennt sich sofort ein. „Eels“ ist das krasse Gegenteil, eine fünfminütige Monstrosität mit dicken Gitarren, finsterer Kajal-Ästhetik und aufwühlender Stimmakrobatik. Dramatischer Gothic Rock trifft auf wilde Gesten, sogar für den Anflug einer melancholischen Anti-Hymne bleibt Platz.

Wieder eine Tür weiter nimmt „Hong Kong Sex Toy Store“ den bizarren Kesä-Sound für einige Momente mit. Mit der nächsten gewaltigen Melodie brennt sich dieser ansonsten recht brave, fast schon unscheinbare Song ein. Im Anschluss erinnert „All Out On You“ an das Drangsal-Debüt, eingängig und doch von gewissen Abgründen durchzogen. Man möchte an Synth-Pop glauben, doch klopft der große Absturz bereits an. Das hektische, tanzbare „Elephant Island“ bringt das beste Post-Punk-Riff des gesamten Albums ein, der Refrain ist abermals von feinstem Wave durchzogen. Wieder scheinen zwei unterschiedliche Tracks zusammenzustoßen, wieder geht das Konzept auf.

Tatsächlich scheint nicht immer alles an diesem zweiten Album Sinn zu ergeben, treten wiederholt unterschiedliche, wild zusammengewürfelte Ideen auf, die letztlich doch einschlagen. Wie das genau funktioniert, nun, das bleibt ein Rätsel. Klar ist nur, dass Duvel exakt wissen, was sie tun. Die neue Tasten-Dimension tut den Norwegern sehr gut, macht die Wave-Komponente unverschämt eingängig und platziert diese als starken Gegenpol zur schrubbenden Finsternis. Hooks satt, 80s-Abgründigkeit und melancholisch-schöne Sehnsucht geben sich eine willkommen ungeschliffene Klinke in die Hand. Gerade „Human“ und „Elephant Island“ summt man noch lange mit.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 02.07.2021
Erhältlich über: Fysisk Format

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