Urges – Never Gonna Change

Urges
(c) Urges

Gesucht und gefunden: Die fünf Musiker hinter Urges sind seit geraumer Zeit Freunde, spielten allerdings stets in unterschiedlichen Bands. Da ging es vornehmlich um Gitarrenmusik der verkopften, komplexen Sorte. Mit einem gemeinsamen Projekt bemüht sich um das große Korrektiv und möchte den Fokus auf das Wesentliche rücken, frei von der Leber weg rocken, ohne Netz und doppelten Boden. „Never Gonna Change“ ist eine Ode an die Ursprünglichkeit klassischer Rockmusik in elf fieberhaften, begeisternden Kapiteln.

Mittendrin steckt „High Road“, das in nur 97 Sekunden das Credo dieses Projekts nahezu perfekt auf den Punkt bringt. Klassischer Rock’n’Roll, wilde Garagen-Attitüde und sogar etwas Punk im Abgang erinnern unter anderem an The Hives und The Vaccines. Ganz so vogelwild mag der Rest des Albums nicht ausfallen, der Drive zu den Wurzeln der Gitarrenmusik treibt trotzdem kurzweilige Blüten. So trägt „I Don’t Owe You“ Elemente in sich, die locker fünf bis sechs Jahrzehnte auf dem Buckel haben könnten, während die wilde Rhythmusabteilung mit modernerer Frontalenergie spielt.

Im vergleichsweise überlangen „Deceitful Ways“, der einzige Track jenseits der Vier-Minuten-Marke, kommt hingegen der Sound der großen The-Welle kurz nach der Jahrtausendwende durch. Man könnte sich eine ähnliche Version von The Strokes oder Mando Diao vorstellen, aber eben nur ähnlich. Bei aller Vertrautheit tragen Urges stets ihre ureigene Rock-DNA in sich, darunter die ruppige Gefährlichkeit von „Anxiety“, die jederzeit in psychedelische Wahnvorstellungen umschlagen könnte, der harmonisch-eingängige Biss von „Never Gonna Change“, der fast schon radiofreundlich anmutet, oder der hymnische Post-Britpop-Chorus des energischen „Sunday Headache“.

Mit entwaffnendem Spaß an guter, alter Gitarrenmusik gehen Urges ihr erstes Album an. Nach keiner halben Stunde ist die Angelegenheit schon wieder durch, und jeder einzelne Song unterhält. Nein, „Never Gonna Change“ hat keine Übersongs oder aufdringlichen Hits am Start, dafür ordentlich Energie und Begeisterungsfähigkeit. Knackige Riffs, eine Zeitreise durch mehr als ein halbes Jahrhundert Rock und mächtig Bock auf vergleichsweiche kompaktere Klänge begleitet den Einstand. Urges machen richtig gute Musik, die vom Herzen zu kommen scheint. Das soll sich wirklich nie ändern.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.05.2021
Erhältlich über: HMC Records / Irascible Music

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