Superbloom – Pollen

Superbloom
(c) Superbloom

Grunge lebt, nicht etwa im Kühlregal. Superbloom halten die 90s-Flagge hoch und streuen noch ein wenig Alternative Rock drüber. Das Quartett aus Brooklyn, New York gilt in Kennerkreisen schon länger als aufgehender Stern, die bisherigen Singles und eine vergriffene EP sprechen eine deutliche, energische Sprache. Jetzt geht es also ans Albumformat mit allen Zutaten, die bereits vor zwei bis drei Jahrzehnten Erfolg einbrachten. „Pollen“ ist allerdings kein bloßer Abklatsch alter Größen, das zeigt sich im Laufe dieser zwölf Tracks immer wieder.

„Mary On A Chain“ birgt alleine im Titel bereits eine herrliche Verneigung. Der Song dazu unterhält ebenfalls und bringt die wunderbare Eigentümlichkeit Superblooms auf den Punkt. Anstatt reinen Grunge zu zocken, werfen die Herren aus Brooklyn neben Alternative noch ein paar andere Zutaten in den großen Topf. Hier ist es dezent angepunkter Rock, wie man ihn von PUP oder The Dirty Nil kennt. Das eingängige, dennoch kantige Ergebnis bleibt sofort hängen. Hingegen könnte „Glass Candy Wrapper“ kaum stärker von Nirvana inspiriert sein, speziell die Melodiefolge im semi-akustischen Leitmotiv. Macht aber nix, die knappe Verbeugung brennt sich trotzdem ein.

„Pollen“ lebt von der Abwechslung. Der Titelsong wirkt rotzig und erinnert an die noisig-punkigen Grunge-Anfänge, „Muzzle“ entpuppt sich als reduzierte, semi-balladeske Episode mit Folk-Charakter und „Twig“ taucht sogar komplett in dramatische Singer/Songwriter-Gefilde ein, Starts und Stopps inklusive. Ob da wohl something in the way war? Egal, die Platte brennt so oder so. „Hey Old Man“ lässt sich mit seiner Intensität kaum in angemessene Worte kleiden – ein druckvoller, schwerfälliger Rocker erster Güteklasse, während „Nothing Else“ Grunge-Ideen abwechselnd mit Shoegaze und Alternative Rock kombiniert. Das unterhält.

Und genau das ist, bei allen offenkundigen Zitaten, auch die große Kunst dieses Debütalbums: Selbst wenn gerade keine sonderliche Eigenständigkeit erkennbar ist, reißen Superbloom mit, weil ihre Hommagen stets liebe- und respektvoller Natur sind. Angenehm bratende Songs, dicke Harmonien und unerwartete Kanten liefern zudem den nötigen Tiefgang und machen aus „Pollen“ einen kleinen Leckerbissen. Auch wenn die Suche nach einer konkreten Identität die New Yorker noch zu beschäftigen scheint, schreiben sie bereits in dieser frühen Phase verdammt gute Musik, die ganz locker die ersten Releases bestätigt und erstaunliches Talent in allerlei Gefilden offenbart. Ob laut oder leise, ob zart oder derb, ob harmonisch oder dissonant: Mit Superbloom muss man künftig rechnen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.06.2021
Erhältlich über: ThirtySomething Records

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