Warish – Next To Pay
Seit einigen Jahren pendelt Riley Hawk zwischen seinen musikalischen Schauplätzen hin und her. Während Petyr vornehmlich im weiten Stoner- und Psychedelic-Feld unterwegs sind, bemühen sich Warish um deutlich rauere Töne, von Punk, Metal und Noise getragen. Das Debütalbum „Down In Flames“ war ein garstiger Bastard aus der Garage mit Sludge-Untertönen, seither änderte sich so ziemlich alles. Schlagzeug-Neuzugang Justin de La Vega spielte bereits auf der Hälfte des Einstands, Neu-Bassist Alex Bassaj kam überhaupt erst nach Abschluss der Erstlingsaufnahmen hinzu. Beide konnten sich auf „Next To Pay“ endlich einbringen, und das ist nicht zu überhören.
Von Sludge und Doom ist heute wenig zu hören, die metallische Schlagseite blieb allerdings erhalten und wurde vollständig vom angepunkten Sound verschlungen. Das angepisste „S.H.M. (Second Hand Misery)“ bringt den genervten Wahnsinn in 140 Sekunden auf den Punkt – schepperndes Midtempo, scheuernde Gitarren, ungefilterte Aggression und dichte Proto-Grunge-Harmonien fühlen auf einen entzündeten Zahn. „Destroyer“ dehnt dieses Konzept auf die doppelte Spielzeit aus und packt ein paar verwaschene Gitarren dazu. Das verwundert und beklemmt erst einmal, gerade in den überlangen, rein instrumentalen Abschnitten, welche die Bedrohlichkeit dieses Kleinods intensivieren.
Konstante Gefährlichkeit als Leitmotiv für 39 gewollt hässliche Minuten: „Say To Please“ entlockt Hawks Stimmbändern geifernde Wut, mit etwas Bitterkeit gekreuzt, während die Akkorde kaum punkiger sein könnten. Hingegen streut „Seeing Red“ eine Spur mehr Harmoniebedürfnis ein, sofern man das so sagen kann und will. In „Ordinary“ tauchen noch ein paar Doom-Überreste auf, nunmehr als reines Midtempo kondensiert und auf Heavyness umgemünzt. In Verbindung mit omnipräsentem Noise Rock unterhält das mindestens so sehr wie das bissige Gray Matter-Cover „Burn No Bridges“, das mit konstant ausgefahrenen Mittelfingern unterwegs zu sein scheint.
„Next To Pay“ ist ein Werk von ausgesuchter Hässlichkeit, und das passt irgendwie ins Bild. Warish wollen nicht gefallen, das scheint bloß ein glücklicher Zufall zu sein, und bohren sich stattdessen immer tiefer in die dreckigsten Ecken der eigenen Garage. Proto-Noise-Rock-Ideen treffen auf eitrige Wunden, Grunge-Ursprünge am metallisch-punkigen Scheideweg auf den Hauch von Harmonie und Eingängigkeit. Riley Hawk klingt hier deutlich kompakter und direkter als Petryr, dabei aber keinen Deut konformer – bloß auf andere Weise zeitlos. Und das funktioniert abermals prima.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 30.04.2021
Erhältlich über: RidingEasy Records
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