Ingo Neumayer – Die Geschichte der Donots: Heute Pläne, morgen Konfetti
Nur wenige Bands haben sich so häufig und so gekonnt neu erfunden wie die Donots. Sie waren die lustigen Pop-Punks mit dem Majordeal, die experimentierfreudigen Rocker mit eigenem Label und jetzt die politische Band mit deutschen Texten. Das liest sich nun stark, stark vereinfacht… und ist letztlich auch genau das. Tatsächlich stecken 27 Jahre Blut, Schweiß und Live-Konzerte hinter dieser banalen Zusammenfassung. Wie das mit den Donots eigentlich so war und ist, beleuchtet nun Ingo Neumayer mit der ultimativen Bandgeschichte. „Die Geschichte der Donots: Heute Pläne, morgen Konfetti“ liefert einen angenehm ehrlichen, sympathischen Blick hinter die Kulissen.
Das Wörtchen ’sympathisch‘ will immer wieder unterstrichen und am besten 3D-animiert werden, denn die fünf Herren aus Ibbenbüren sind eben genau das. Im Laufe der 360 Seiten kommen viele Freunde und Weggefährten zu Wort. Der Tenor ist (fast) universell: richtig nette Jungs. Und daran ist nichts aufgesetzt, denn Neumayer und die Donots beschönigen nichts. Ein roter Faden dieses Werks, der vor allem weite Teile der ersten Hälfte begleitet, ist das bestenfalls angespannte Verhältnis mit dem damaligen Major-Sublabel GUN Records. Deren A&R Markus Balk, der die Band über die gesamte Vertragsdauer begleitete, kommt ausführlich zu Wort, so wie auch der ehemalige Manager Florian Brauch. Dass der auf Punk bedachte Ansatz der Donots und die Pläne eines Major-Subs häufig kollidierten, wird hier deutlicher denn je. Es geht um Single-Kandidaten, um schlechte Videos, um vergeigte US-Vertriebsdeals. Beide Seiten zeichnen ein differenziertes, faires Bild.
Diese Ehrlichkeit zieht sich durch das gesamte Buch. Frontmann Ingo Knollmann spricht deutlicher denn je über seine Panikstörung, die ihn vor allem in den ersten Jahren wochen- und monatelang lahmlegte. Die Sorgen der Selbstständigkeit und der Beinahe-Bankrott kurz vor dem Airplay-Riesenhit „Stop The Clocks“ wechseln sich mit den Hochs ab, wie der ersten großen US-Tour, der Popularität in Japan oder der plötzlichen kreativen Explosion in Kurt Ebelhäusers Studio. Man kommt nicht drumherum, die Donots mit jeder Seite mehr anzufeuern, obwohl man in etwa weiß, wie die Geschichte (bis heute) ausgegangen ist. Die Fülle an Fotos, sowohl Pressematerial als auch Live- und Privatarchiv, trägt dazu bei.
Über Ingo Neumayer selbst kann man ebenfalls kaum genug lobende Worte verlieren. Locker-flockig, dennoch ernst und, ja, authentisch begleitet er die Donots von den ersten Jahren als Schülerband bis zu ausverkauften Hallen. Neumayer schreibt unaufdringlich und doch spannend, arbeitet mit zahlreichen Zitaten (neben diverse Weggefährten wirkte natürlich die Band umfassend mit) und lehnt stets im Hintergrund. Er hält den Laden zusammen. Einzig der Schluss hebt sich ab, an einem Studiotag 2019 geschrieben, als die Band „Willkommen zuhaus“ aufnahm. Das wirkt als Finale eigenwillig, bis die Zugabe verrät, dass das Buch eigentlich bereits vor einem Jahr hätte erscheinen sollen. Also ein Ende nach dem Ende und dem Epilog; passt zur Karriere der Donots, die immer wieder aufgestanden sind, selbst nach jahrelangen Rechtsstreits, musikalischer Orientierungslosigkeit und finanziellen Schwierigkeiten.
Ist „Die Geschichte der Donots: Heute Pläne, morgen Konfetti“ also nur für Fans der Band gedacht? Ganz und gar nicht! Natürlich wird man an diesem Buch besondere Freude finden, wenn man die Donots dolle mag, aber das versteht sich eigentlich von selbst. Die angenehm unaufdringliche und – ja, da ist dieses Wörtchen wieder – sympathische Präsentation macht Spaß und regt dazu an, sich mit dem umfassenden Katalog der Ibbenbürer auseinanderzusetzen. Auf die nächsten 25 + 2!
Erhältlich ab: 16.04.2021
Erhältlich über: Ventil Verlag
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