Pet Needs – Fractured Party Music

Pet Needs
(c) Jonathan Doyle

Vor einigen Jahren lag George Marriott auf dem Sofa seines Bruders Johnny im britischen Colchester. Beide hatten keinen Plan, aber Gitarren und gute Ideen. Die Marriotts schrieben einige bissige Songs, holten sich eine Rhythmusabteilung dazu und tourten als Pet Needs durch Großbritannien. Ihre EPs und wilden Live-Auftritte voller Punk-Esprit erregten unter anderem die Aufmerksamkeit von Frank Turner, der „Fractured Party Music“, das Debüt des Quartetts, produzierte.

Mit elf bissigen Anti-Hymnen im breiten Punk-Rock-Umfeld bekämpfen Pet Needs erfolgreich den Lockdown-Kater – hymnisch, scharfkantig und durchaus unvorhersehbar. Anstatt einen bestimmten Stiefel stur durchzuziehen, setzt es kurzweilige Abwechslung. So arbeitet sich „Tracey Emin’s Bed“ durch melodische Kurzweiligkeit mit ein paar versteckten Stahlkanten und dicken, eingängigen Riffs. Im Anschluss schraubt „Sympathetic Accent Syndrome“ die Schlagzahl nach und nach in die Höhe, gibt sich leicht kauzig und doch auf gewisse Weise sympathisch – und das fasst Pet Needs wohl am besten zusammen.

Etwas später besingt das Quartett die „Scratch Card“ mit doppeltem Boden und einem Hauch von Folk-Punk im Unterbau – eine weitere willkommene Zutat, die auch das schräge, etwas düstere „As The Spin Cycle Span“ mitbringt. Die Schwerfälligkeit dieses Tracks fällt gekonnt aus dem Rahmen und wird erst spät durch den ermattenden Rausschmeißer „Embers“ wieder aufgegriffen. Das noisige Finale hat etwas für sich. Zwischendurch bemüht sich „Pavlovian“ um eine melodische Midtempo-Hymne mit Biss, während „Outline“ abwechselnd um sich schlägt und in falscher Sicherheit wiegt.

Und irgendwann wird klar und deutlich, warum dieses Album den Titel „Fractured Party Music“ trägt, selbst jenseits der eigenwilligen Texte mit einem Hang zu Selbstzerstörung und Scheitern. Pet Needs treten das Punk-Gaspedal durch, spucken erfrischende Melodien aus und stürzen sich im nächsten Moment steile Abgründe der Beinahe-Melancholie hinab – eigentlich ein wunderbares Abbild des letzten Jahres. Zäh, kaputt, berauschend und tatsächlich richtig schön charmant: Der Album-Einstand gelingt locker.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.03.2021
Erhältlich über: Xtra Mile Recordings (Membran)

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