Dead Poet Society – -!-

Dead Poet Society
(c) Dead Poet Society

Gäbe es Dead Poet Society nicht, man müsste sie erfinden. Der Rock-Ansatz des US-Quartetts ist irgendwie anders. Mit einer gewissen Verachtung für den sogenannten modernen Output des letzten Jahrzehnts ausgestattet, wollte die Band alles anders machen. Dazu gehört eine eigentlich kaputte siebensaitige Gitarre, der sämtliche Bünde mit einem Lötkolben entfernt wurden, und die keine traditionellen Akkorde spielen kann. Sie ist einer der Motoren des Debütalbums „-!-„, das sich irgendwo zwischen Hard Rock, Alternative-Klängen, ein wenig Classic- und sogar Metal-Wahnsinn bewegt. Und trotz aller Widrigkeiten kommt der Sound der nach eigenen Angaben einst schlechtesten Band ihrer Hochschule prächtig zusammen.

Zunächst fallen die aufgeblasene Tracklist (16 Songs, darunter diverse Interludes) sowie die eigenwillige Schreibweise der Titel auf. Und ein Song wie „.SALT.“, der das Maximum aus der oben erwähnten, umgebauten Gitarre herausholt. Dead Poet Society klingen wie eine Nu-Metal-Band um den Jahrtausendwechsel, einzig der Dudelsack fehlt. Macht aber trotzdem Laune auf eine recht kuriose Weise. Typischer ist da schon „.getawayfortheweekend.“, das sich in vergleichsweise typischen Alternative-Rock-Gefilden bewegt und zugleich Jack Underkoflers kraftvolle Stimme – irgendwo zwischen Jay Buchanan und Matt Bellamy – ins verdiente Rampenlicht holt. Der schräge Unterbau mit Stop-Start-Riffing, leicht vertrackter Rhythmik und generell eigentümlicher Struktur fällt auf und macht Laune.

So etwas wie Vorhersehbarkeit gibt es bei Dead Poet Society nicht, denn selbst eigentlich typische Power-Balladen Marke „I Never Loved Myself Like I Loved You“ spielen mit ungewöhnlichen Gesangsmelodien und kurioser Sinnsuche. „.lovemelikeyoudo.“ gräbt abermals die Nu-Metal-Gitarre aus und legt ein wenig Neo-Prog-Vocals darüber, während der pulsierende große Bruder „.loveyoulikethat.“ die Muskeln spielen lässt. Underkoflers wuchtiger Gesang, gepaart mit dicken Riffs und druckvollem Bass, holt tatsächlich ein wenig Classic Rock in den wuchtigen Mix. „.burymewhole.“ experimentiert sogar mit Slide-Effekten und einem Volbeat-Riff, nur um am Höhepunkt einen weiteren hymnischen Refrain auszupacken.

Die Fülle an Widersprüchen, die auf „-!-“ zusammenkommt und sich in Wohlgefallen auflöst, verwirrt und entzückt. Eigentlich dürfte dieses Album nie und nimmer so prima ‚funktionieren‘, und doch macht die unorthodoxe Mischung verschiedenster Zutaten, Konventionsbrüche und abgewrackter Instrumente beste Laune. Dead Poet Society sind keine klassische Alternative- oder Modern-Rock-Band, keine angehenden Metaller oder Verfechter alter Klassiker. Sie stehen irgendwo dazwischen und haben im vermeintlichen Chaos Melodie und Struktur gefunden. Man muss sich einfach nur fallen lassen und diesen Einstand genießen, der zwischen derber Nu-Präsentation und unaufdringlichen Led Zeppelin-Riffs Spaß macht. Was für ein bizarres und zugleich bekömmliches Happening.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.03.2021
Erhältlich über: Spinefarm Records (Universal Music)

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