Psychedelic Porn Crumpets – SHYGA! The Sunlight Mound

Psychedelic Porn Crumpets
(c) Captura Obscura – Matt Puccinelli

Vor einigen Jahren beschrieben Psychedelic Porn Crumpets ihren Sound als „energiegeladenes Durcheinander von Farben und Klängen“ und trafen damit den Nagel auf den Kopf. Das australische Quintett verursacht mit seinem ureigenen Psychedelic-Rock-Ansatz Chaos am laufenden Band, klingt dabei aber stets mitreißend und auf gewisse Weise eingängig. „And Now For The Whatchamacallit“ brachte die Band auf Festivals und Tourneen rund um den Globus, dann kam die Pandemie als dicker Kater hinterher. Also nahm man sich richtig viel Zeit für ungestörte Arbeiten an einer neuen Platte, die als „SHYGA! The Sunlight Mound“ nun mit wachsender Begeisterung durch die Decke geht.

Gut 40 atemlose Minuten in 14 Kapiteln, einige davon reine Zwischenspiele und Überleitungen, hetzen mit wachsender Begeisterung durch die Landschaft. „Pukebox“ zählt zweifellos zu den „klarsten“ Momenten dieses Albums, geht relativ direkt und ohne große Umwege nach vorne. Knackiger Rock mit Untertönen aus der Garage, ein wenig schillernder Wahnsinn rundherum, dazu ein quietschbuntes Finale – es kann manchmal so einfach sein. Hingegen bemüht „Hats Off To The Green Bins“ harmonische Gemächlichkeit mit Plüsch und Psychedelia. In angedeuteter Halb-Entspannung scheint jede Sekunde etwas Neues zu passieren, zuckt und zerrt es an allen Ecken und Enden.

„Tally-Ho“ legt hingegen mit einem klassischen Garage-Rock-Riff los und wäre in den Händen einer anderen Band vermutlich ein furztrockender, treibender Song geworden. Nicht aber mit den Crumpets, für die Übertreibung kein Stilmittel, sondern ein Way of Life ist. Flippige Kunstgriffe drehen sämtliche Regler auf Elf. Der angedeutete Sprint von „Glitter Bug“ deutet auf nervöse Grundenergie hin, will ausbrechen und bleibt dennoch lässig. Dafür wirft das abschließende „The Tale Of Gurney Gridman“ sämtliche Konventionen über Bord und hangelt sich vom peitschenden Rocker zum übersteuerten Psychedelic-Exkurs und schließlich zur abgewrackten, halluzinogenen Halb-Ballade, die in aller Gemächlichkeit am Horizont verschwindet.

Was hier gerade passiert ist, lässt sich erst nach drei, vier Durchläufen einigermaßen beantworten. Psychedelic Porn Crumpets fallen mit der Tür ins Haus, nageln diese behelfsmäßig an einen Fensterrahmen, nur um sie schließlich als Surfbrett durchs Erdbeerland zu verwenden. Entsprechend wirr, schillern, überladen und doch stets unverschämt eingängig, mitreißend ist „SHYGA! The Sunlight Mound“ geworden. Die Australier sorgen für gute Laune und für dicke Schmunzler. Nie weiß man so recht, wohin die Reise gehen soll. Unterhaltsam ist diese allemal – ein weiterer toller Psych-Leckerbissen mit grandiosen Hooks und exorbitantem Suchtfaktor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.02.2021
Erhältlich über: Marathon Artists Records (Rough Trade)

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