Black Totem – II: Shapeshifting
Black Totem erheben sich aus den Untiefen des finnischen Underground, nur um gefühlte vier Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit zu rattern, als Misfits, Samhain und Konsorten mit ihrem Düster-Punk für wohlige Schauer sorgten. Der Weg dorthin war für die Finnen weit, denn auf dem Einstand aus dem Jahr 2015 war man noch als Duo unterwegs und spielte Garage Rock. Erweitertes Line-up, erweiterter Sound, erweitertes Bewusstsein: Mit „II: Shapeshifting“ landen Black Totem einen Volltreffer.
Gleich zu Beginn rumpelt „Begone Vampire“ mit furioser Energie los, zerlegt die Gitarre und packt alles an Lautstärke drauf, was die Verstärker hergeben. Der Gesang erinnert natürlich ein wenig Danzig, die rumpelnde und doch gut ausdifferenzierte Produktion kommt gut, dazu löst sich der wütende Punker in einen kurzen, ultra-eingängigen Refrain auf – schlicht und ergreifend stark von der ersten Explosion über den melodischen Mittelteil mit weiblicher Zweitstimme bis zum Mini-Gitarrensolo. Im Anschluss bemüht „The Devil“ den etwas gemächlicheren Gothic- und Doom-Sektor mit druckvoller, übersteuerter und hochmelodischer Intensität. Das Riff riecht noch nach Garage, der Rest wirkt angenehm bittersüß.
Um Befindlichkeiten und geschliffenen Schönklang scheren sich Black Totem herzlich wenig, sondern hauen mit wachsender Begeisterung auf die Pauke. „Dead Meat“ bringt das angepunkte Death-Rock-Mantra auf einen ratternden Nenner, geifert ein wenig und stürzt sich eine Klippe hinab. Am Weg nach unten überholt sich „Black Nekro Gloves“ selbst mit einfachstem Horror-Punk, dennoch gut. Zwischendurch sorgen etwas ruhigere Nummern, darunter das feinsinnige „Welcome Lucifer“ samt später Zündung oder das unverschämt eingängige, zugleich abgefuckte „1990’s“, für willkommenen Ausgleich.
Nein, „II: Shapeshifting“ ist wahrlich kein Album für Feinmotoriker, aber das stand auch vermutlich nie zur Debatte. Die Häutung der vier Finnen gelingt jedenfalls grandios. In ihrem erweiterten Finster-Line-up bringen Black Totem eine knappe Verbeugung vor den Legenden, ruppige Spielfreude und eine gesunde eigene Note auf einen kurzweiligen, schroffen Nenner, der betont kaputt und aggressiv klingt, dennoch stets ins Ohr geht. Im Düsterschuppen scheppert es besonders schön – ein kurzweiliges Ding, das geradezu nach der verschwitzten Club-Bühne schreit.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 26.02.2021
Erhältlich über: Svart Records
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