Don Marco & die kleine Freiheit – Gehst du mit mir unter
Von Fuck Yeah zu Fick ja: Nach zwei englischsprachigen Alben mit seinem bandfluchenden Quartett wechselt Sänger, Gitarrist und Songwriter Markus Naegele zur deutschen Sprache. Als Don Marco treibt er den Rock’n’Roll-Ansatz seiner Kollegen voran, bringt zudem Power-Pop, ein wenig Glam und den stilsicher sitzenden Cowboy-Hut ein. Begleitet von die kleine Freiheit – aktuelle und ehemalige Mitglieder von Swans, Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Fuck Yeah und Superpunk – präsentiert der Don sein Solowerk „Gehst du mit mir unter“.
Vergleiche mit der Hauptband sowie den beteiligten Musikern drängen sich auf, zudem halten Country, Folk und Americana Einzug. Der Titelsong „Gehst du mit mir unter“ wirft alles in einen Topf und klingt doch ganz anders – durch sympathisch-sonoren, tiefen Gastgesang und den abgewrackten Anti-Rhythmus, der stark nach technischer Unterstützung klingt. Indie-Country trifft auf legere Beiläufigkeit mit Stil. „Nervös“ drängt hingegen im ganz andere Gefilde vor und entpuppt sich als dezent angelärmter, lautmalerischer Rocker mit 60s- und 70s-Chic sowie einem Don, der mit wachsender Begeisterung durch knapp drei vogelwilde, vorwitzige Minuten tänzelt.
Die Vielschichtigkeit dieser Soloplatte macht Laune und „Der Antrieb ist hin“ ist ein Wunderwerk beklemmender Melancholie geworden. Der Don und seine Westentaschenfreiheit dehnen eine einfache Idee auf über sechs halbfolkige Minuten aus, tragen Verse in lockerer Abfolge vor und lassen viel Raum für Nachdenklichkeit, für einen durchaus lebhaften Basslauf und für ein paar Bläser zwischendurch. Das pulsierende, energisch rockende „Wir haben genug“ bringt eingängige, gitarrenlastige Power mit (natürlich inklusive etwas Pop) und das „Topspiel der Woche“ breitet seine Arme zum wilden Tanz mit melancholischem Unterbau aus.
Charmante, kuriose Eigenwilligkeit mit Ohrwürmern, die definitiv keine sein wollen: „Gehst du mit mir unter“ ist von bezaubernder Schönheit und betont schräger Natur. Das kennt man so schon von Fuck Yeah, driftet hier allerdings in stellenweise ganz andere Richtungen ab. Natürlich haftet dieser Anti-Beschreibung etwas Widersprüchliches an, doch passt dies prima zu Don Marco & die kleine Freiheit – torpedierte Erwartungshaltung mit Überraschungen, die demnach keine sind. Zwischen den Welten ergibt sich somit eine paradoxe und zugleich komplett sinnig-harmonische Platte, die mit jedem Durchlauf wächst und das Herz auf magische Weise erwärmt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.01.2021
Erhältlich über: Off Label Records (Broken Silence)
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