Alabama Slim – The Parlor

Alabama Slim
(c) Cornelius Chapel Records

Alabama Slim singt seit seiner Kindheit den Blues. Der Gigant aus New Orleans spielte bereits in den 50ern und 60ern mit seinem Cousin Little Freddie King in diversen Bands. Zwischendurch verlor man sich aus den Augen, musiziert aber mittlerweile fast jeden Tag gemeinsam, und das hört man auch. 2007 und 2010 nahmen die beiden zwei Alben auf und tourten für die Music Maker Relief Foundation rund um den Globus. Nun ist der mittlerweile 81jährige Alabama Slim zurück und präsentiert das gemeinsam mit Cousin King und Drummer Ardie Dean aufgenommene „The Parlor“.

Die zehn Songs entstanden bereits im Juni 2019, als One-Takes aufgenommen und später digitalisiert sowie in der Post-Produktion mit weiteren Instrumenten versehen. Gut Ding durfte Weile haben, und das hört man dieser halben Stunde tatsächlich an. Bereits das eröffnende „Hot Foot“ klingt gleichermaßen spontan und gut durchdacht. In unter zwei Minuten groovt sich das Trio durch legere Smoothness. Ein gewisses Faible für John Lee Hooker schimmert immer wieder durch – siehe und höre unter anderem das famose „Rock With Me Momma“, das mit lässigem Understatement und lebhaftem Gitarrenspiel Großes einfängt.

Zu den Schlüsselsongs dieser Platte zählt „Forty Jive“, eine Beobachtung über das Leben in Amerika während der Trump-Präsidentschaft. Slim wirkt stellenweise wie ein MC, der pointierte Bars in das weite Rund wirft. Wer stattdessen lieber klassischen Blues hört, lässt sich in den Bann von „Someday Baby“ ziehen, das alle Merkmale eines alten Standards aufweist. In „Freddie’s Voodoo Boogie“ übernimmt Little Freddie King die Vocals. Sein eigenwilliger Sprechgesang passt prima zum hektischen, nervösen Arrangement.

Nach Bobby Rush landet mit Alabama Slim der nächste Spätzünder einen Volltreffer. Der ‚Spätzünder‘ bezieht sich freilich auf den Studio-Output, denn Slims musikalische Erfahrung ist und bleibt gigantisch. Selbst mit über 80 Lenzen legt der Blues-Veteran ein echtes Genre-Lehrstück hin, das den Geist der alten Blues-Standards lebt und atmet, sich dabei keinesfalls vor etwas moderneren Ideen verschließt und bei aller Post-Production doch ehrlich, direkt und energisch wirkt. „The Parlor“ ist bodenständiger Blues für Feinschmecker und hoffentlich nur der Anfang für Alabama Slim.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.01.2021
Erhältlich über: Cornelius Chapel Records (Bertus)

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