Alpha Male Tea Party – Infinity Stare

Alpha Male Tea Party
(c) Harriet Healey

Schwere, schmerzhafte Verluste brachten den kreativen Prozess von Alpha Male Tea Party zum Erliegen. Besonders der Tod ihres guten Freundes Dan Wild-Beesley von der Band Cleft ließ sich nur schwer bewältigen. Erst im Zuge des Covid-Lockdowns entfachten die Briten ihr musikalisches Feuer neu und nahmen Songs auf, die zwischen Euphorie, Melancholie und Hoffnung pendeln. „Infinity Stare“ haucht dem Math Rock des Trios frischen Esprit ein.

Selbstverständlich bleibt alles (überwiegend) instrumental, technisch versiert und angenehm komplex. „They’d Get The Guillotine“ bringt den cineastischen Wahnsinn der Briten prima auf den Punkt und zeigt zugleich, dass man längst über reine Math-Klänge hinausgewachsen ist. Die verspielte, verschrobene Tanzbarkeit kollidiert mit eingängigen Melodien und einem Hauch von elektronischer Melancholie, aus der packende Intensität entspringt. Letzteres kondensiert der Abschluss „Year Of Winter“ in zweieinhalb aufwühlende, bewegende Minuten, die man so eher von Post Rock-Bands erwarten würde.

Ihre besten Songs sparen sich Alpha Male Tea Party übrigens für ein Doppelpack ganz zum Schluss auf. Zunächst bemüht sich „Bonfire Disaster Movie“ um mehr Härte, dockt stellenweise beinahe an metallischen Gefilden an, während bewegende Melodien und feinsinnige, knarzende Math-Grooves immer wieder am Gebälk rütteln. Gerade im nachdenklichen Mittelteil kommen diese kleinen Ausbruchsversuche gut. Der abschließende Titelsong nimmt doch noch Gesang mit. Zwischen dicken Gitarren, poppiger Fragilität und einem Hauch von Shoegaze fühlt man sich an einen Hybrid aus My Bloody Valentine und Deftones erinnert, und doch ist alles typisch Alpha Male Tea Party – was für ein grandioser Schlusspunkt.

„Infinity Stare“ ist scheinbar aus dem Nichts gekommen und klingt dennoch wie das Ergebnis jahrelanger, ungemein präziser und hingebungsvoller Arbeit. Stellenweise wirkt es so, als hätten diese Tracks nur darauf gewartet, aus dem Innersten der drei Musiker extrahiert zu werden. Die minutiös genaue Auseinandersetzung mit dem persönlichen Befinden, mit guten und schlechten Tagen, mit Hoffnung inmitten des Chaos – es ist das Zeugnis einer in vielerlei Hinsicht gewachsenen Band, die sich mehr und mehr von den Math-Fesseln löst, ohne die Wurzeln auch nur für eine Sekunde aufzugeben. Ein richtig tolles, spannendes Ding in jeder Hinsicht.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 04.12.2020
Erhältlich über: Big Scary Monsters (The Orchard)

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