The Pink Moon – Cosmic Heart Attack
Der geschmackvolle Garagen-Rock von The Pink Moon entlädt sich bevorzugt auf Raten. Prinzipiell halten die Norweger herzlich wenig davon, etwas übers Knie zu brechen, und lassen sich Zeit zwischen den Releases – eine Art Drei-Jahres-Rhythmus konnte sich bei den neuerdings zum Quartett geschrumpften Skandinaviern etablieren. Auf ihre musikalischen Qualität hat das allerdings keine Auswirkungen, im Gegenteil: „Cosmic Heart Attack“ knüpft locker an den unterhaltsamen Vorgänger an.
Da wäre beispielsweise „Cut You Loose“, einer von mehreren Tracks mit Rolf Martin Snustads Saxofon. Der Spidergawd-Musiker veredelt den stampfenden, souligen Rocker mit wachsender Begeisterung und verruchter Note. Im folgenden „New Beginnings“ taucht er ebenfalls auf. Der Rausschmeißer fällt aus dem Rahmen, denn dieses Ergebnis einer spontanen Jam-Session – ursprünglich als Soundcheck für die Aufnahmen gedacht – erweitert den psychedelischen Mikrokosmos um instrumentale Leichtigkeit und flirtet ganz kräftig mit jazzigen Gefilden.
Sollte das zu ausgeflippt sein, wäre vielleicht die Cover-Version „So You Say You Lost Your Baby“ die richtige Alternative. Das Original von Gene Clark wirkt trotz kompakter Dimensionen ausufernd und verspielt, stets kurz davor abzudriften, und dennoch beruhigend. In „Runnin‘ On Fumes“ ist davon allerdings nichts zu hören, denn der energische, fieberhafte Rocker mit Proto-Punk-Untertönen schlägt mit wachsender Begeisterung um sich. Aus dieser offenkundigen Unruhe erhebt sich eine Urgewalt, die so noch am ehesten in „Who I Am“ durchschimmert. Obwohl letzterer Track deutlich ruhiger und gemächlicher ausfällt, geben sich The Pink Moon kraftvoll, ausdrucksstark, beinahe forsch – eine Art Missing Link zwischen Oasis und den Beatles, wiewohl da häufig kein Blatt dazwischen passt.
Insgesamt geben sich The Pink Moon eine Spur ruhiger und lebhafter, schlagen ab und an sogar komplett über die Stränge. „Cosmic Heart Attack“ bleibt seinem Retro-Korsett treu und versucht zugleich noch mehr, noch wildere Verrenkungen anzustellen, druckvollere Riffs loszulösen, tiefer in experimentellen Wahnsinn abzutauchen. Letztlich einigen sich die Norweger auf einen unterhaltsamen Mittelweg mit abermaliger 60s- und 70s-Rock-Schlagseite, der zu wilden Verrenkungen einlädt – eine gewohnt kurzweilige, schweißbadende Angelegenheit.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 27.11.2020
Erhältlich über: Crispin Glover Records (Soulfood Music)
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