Morgan Rose – Controlled Chaos
So etwas wie ‚zu viel Zeit‘ kennt Morgan Rose nicht, und so tobte sich der Schlagzeuger von Sevendust in einem konzertarmen Jahr kreativ aus. Neben dem Ende Oktober erschienenen neuen Album seiner Hauptband, wo er mittlerweile seit über einem Vierteljahrhundert die Felle gerbt, wagte Rose erstmals einen Solo-Exkurs. Von Bandkollege Clint Lowery (Gitarre) und Bassist Jason Christopher (u.a. Prong, Corey Taylor) unterstützt, landet seine erste EP „Controlled Chaos“. Und die ist alles andere als ein reiner Sevendust-Abklatsch.
Dabei geht es nach einem kurzen Intro relativ roh und hymnisch los mit einem Track, den man sich so in etwa erwarten konnte: „The Answer“ deutet beißende Härte an und driftet schon mal zaghaft ins Metallische ab, bleibt aber ebenso hymnisch, druckvoll und ultra-eingängig – ein erfrischender Alternative-Track mit dezenter Post-Grunge-Schlagseite, simpel und doch überaus effektiv. „Faster Man“ stellt das Gehörte auf den Kopf. Nein, die gut sechs Minuten Spielzeit sind jetzt nicht so spektakulär, wohl aber das gedrosselte Tempo mit dezenter Pink Floyd-Schlagseite, einem Hauch Neo-Prog und bedrohlicher, leicht düsterer Grundstimmung. Rose erschafft im Nu eine überaus dichte, beklemmende Atmosphäre, während der Track gemächlich anschwillt.
Im Anschluss bemüht sich „Clarity“ wieder um eine Spur mehr Härte und Direktheit. Der Chorus spielt mit Drama und unbequemen Erkenntnissen, während die Strophen stellenweise semi-balladeske Züge annehmen. Hingegen bricht die Schwere von „Come Alive“ von hintenrum rein, entblättert sich auf Umwegen. Der Sprechgesang zu Beginn führt auf eine falsche Fährte, am Ende ist Morgan Rose beinahe schon bei kehligen Screams und Growls angelangt. Schließlich setzt „Exhale“ einen versöhnlichen Schlusspunkt, abermals auf Atmosphäre und Eingängigkeit bedacht, fast schon poppig und butterweich.
Anstatt auf Nummer Sicher zu gehen und im Sevendust’schen Sound-Mikrokosmos zu bleiben, tobt sich Morgan Rose kreativ aus und erklimmt neue Pfade zwischen Prog, Pop und Atmosphäre. „Controlled Chaos“ ist insgesamt gewiss mehr Kontrolle als Chaos, doch das soll nicht stören. Im Gegenteil: Fünf richtig gute, abwechslungsreiche und spannende Songs machen Lust auf ein komplettes Album des Schlagzeugers.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 27.11.2020
Erhältlich über: Rise Records
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