Dirty Projectors – 5 EPs
Das kreative Feuer lodert bei Dirty Projectors beträchtlich. Gleich fünf EPs erscheinen in einem Kalenderjahr – ein begeisternder Zyklus mit durchaus unterschiedlichen Ausgaben, die jeweils die Stimme eines anderen Bandmitglieds in den Mittelpunkt rückt und zudem in die stilistische Breite gehen. Parallel zum Release des finalen Abschnitts „Ring Road“ erscheint die gesamte Anthologie unter dem Titel „5 EPs“ mit 20 spannenden, angenehm vielfältigen Tracks.
Viele überwiegend kurze Episoden führen durch ein Wechselbad der Gefühle. Das beginnt gebührend mit „On The Breeze“, einer gut zweiminütigen Weise mit akustischer Instrumentierung und Percussion sowie sanftem Gesang. Schnell wird klar, dass es hier etwas anders vor sich geht – siehe und höre beseelte Exkurse wie das folgende „Overlord“ oder das fragile, wunderschöne „You Create Yourself“. Hingegen lässt sich zu „Por Qué No“ wunderbar tanzen, zumindest in aller Kürze. Ein paar Türen weiter bemüht sich „Holy Mackerel“ um Sehnsucht und Schwere, sucht nach einem goldenen Moment in folkigen Gefilden.
So ziemlich jeder einzelne Track ließe sich prima hervor- und herausheben. „No Studying“, einer der seltenen rockigen und zwingenden Momente, sieht herrlich getriebene Dirty Projectors vergleichsweise ruppige Töne anschlagen, die dennoch magisch und harmonisch aufgelöst werden. Diesen Drive deutet „Inner World“ in Art-Pop-Fragilität um. Laut, druckvoll und doch von zittriger Schönheit begleitet – der Widerspruch entwickelt sich einmal mehr zur Kunstform. Zartes Schimmern begleitet die beinahe jazzigen Untertöne von „Moon, If Ever“, das man sich mit wuchtiger Instrumentierung durchaus im verrauchten Club vorstellen könnte.
Irgendwie anders und doch gewohnt packend: Das ungewöhnliche Anthologie-Format bekommt Dirty Projectors richtig gut und setzt weitere kreative Kräfte frei, die man von bisherigen Releases zumindest teilweise kannte. „5 EPs“ fasst fünf spannende, vielschichtige und kunterbunte Releases zusammen, die von folkiger Schönheit über Art-Minimalismus bis zu treibenden, stampfenden Lebenszeichen reichen. Ob man diese Kleinformate nun chronologisch seit Februar mitverfolgte oder erst jetzt die sympathischen Perlen für sich entdeckt: Abermals präsentieren Dirty Projectors eingängige Musik jenseits des Mainstream, die in keiner guten, ausgewogenen Musiksammlung fehlen darf.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 20.11.2020
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)
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