Madsen – Na gut dann nicht

Madsen
(c) Dennis Dirksen

Wie das nun mal so ist mit Plänen: Madsen hatten ein neues Album geschrieben, wollten dieses im Sommer aufnehmen und kräftig betouren. Eine Pandemie später wurde alles notgedrungen über den Haufen geworfen. Sebastian Madsen und Lisa Nicklisch, die vor allem live in die Tasten haut, räumten den Proberaum auf, schrieben Songs für andere Musiker… und bekamen plötzlich Bock auf Punk. Die fertige Platte wurde erst einmal zurückgereiht und stattdessen binnen zwei Wochen ein Punkalbum eingespielt. „Na gut dann nicht“ wurde von der Band gemeinsam zuhause im Wendland geschrieben und aufgenommen, und erinnert sich an die musikalische Jugendliebe der heiligen drei Akkorde.

Natürlich hat man nicht vor, die Klappe zu halten. Bereits der Vorbote „Behalte deine Meinung“ erwies sich als erfrischend bissig – eine pointierte Breitseite gegen Berufsarschlöcher und Social-Media-Ritter, die ja wohl noch was sagen dürfen. Hier schrauben Madsen den Härtefaktor etwas nach oben im Vergleich zu weiten Teilen des Albums. Wuchtiger gestaltet sich vielleicht noch „Alte weiße Männer“ mit Hardcore-Schlagseite, Gift und Galle in den Stimmbändern und höllischen Abfahrten. Wer hier verdient eine übergebraten bekommt, sollte selbsterklärend sein. Das forsche „Supergau“ keift sich ebenso durch die Lande in 100 wütenden Sekunden mit unverschämt griffiger Hook im Refrain.

Ohne hymnische Überflieger geht es selbstverständlich nicht. „Protest ist cool aber anstrengend“ ist ein melodischer Charmebolzen mit gleich mehreren doppelten Böden, während „Herzstillstand“ in ruppiger Deutschpunk-Manier das Genre zu reanimieren versucht. Punk ist tot? Von wegen, denn das putzige „Auf deinem Balkon“ mit Rockabilly-Untertönen und „Wir nennen dich Mücke“, eine im besten Sinne rührselige, mitbrüllbare Ode an Tour-Gitarrist Martin Krüssel (manchen vielleicht noch als EL*KE-Sänger in Erinnerung) brennen sich sofort ein. Dafür regiert in „Quarantäne für immer“ der Spaß. Jedes Bandmitglied singt eine Strophe, was schon mal richtig sympathisch schief klingen kann und zur spontanen Präsentation dieses Albums passt.

Madsen auf Punk – hat man eigentlich immer schon gebraucht, ohne es zu wissen. Selbstverständlich hat „Na gut dann nicht“ Schönheitsfehler, natürlich ist es ungeschliffen. Gerade das macht den Reiz dieses Drei-Akkord-Happens aus. Die Wendländer rattern mit Gusto und Spielfreude durch ihre musikalische Früherziehung, haben hörbar gute Laune und gehen im richtigen Moment dahin, wo es richtig schön wehtut. Davon darf es künftig gerne mehr sein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 09.10.2020
Erhältlich über: KEEK Records / Arising Empire (Edel)

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