Holy Roller Baby – Frenzy
Man mag es ihren Songs nicht anhören, aber eigentlich halten sich Holy Roller Baby nicht gerade für cool. Und doch wollen die Texaner unbedingt lässige, abgehangene Rockmusik zocken. Glücklicherweise muss das kein Widerspruch in sich sein, und so zog es das US-Quartett mit dem verschwitzten, treibenden 70s-Sound vor geraumer Zeit sogar nach Großbritannien, um das Debütalbum aufzunehmen. Tatsächlich ist „Frenzy“ viel mehr als ’nur‘ eine Rockplatte und trägt den Soul tief in sich.
Gleich zu Beginn stoßen zwei Songs in einem Mammut zusammen. „Leper Blues / Spread Your Love Around“ – der erste Teil landete bereits im Frühjahr – beginnt als angenehm schleppender und doch gefühlvoller Blues-Rocker, der schließlich zum wilden, verspielten Track umschlägt. Ein Hauch von Prog und Soul schwingt mit, ohne das schweißtreibende Korsett hinter sich zu lassen. Das mutet zugleich kurios und sexy an, ein mehr als gelungener Spagat. „Ravings At Your Window“ ist noch älter und legt schnell den Deckmantel des straighten Tracks ab. Je länger diese Nummer dauert, desto komplexer wird das Gitarrensolo, desto wilder dreht die Instrumentalabteilung mit Cream-Einschlag am Rad.
Vielleicht ist ‚Spielfreude‘ die beste Überschrift für dieses geschmackvolle, kurzweilige Album. Das Gefühl von „Your Body Will Sing“ verbreitet gute Laune. Hier tänzeln die Texaner durch Motown-kompatbile Gefilde, rocken im richtigen Moment los und deuten eine Prise Call and Response an. Das durchtriebene, verschwitzte „Call You Eve“ geht mit einfachsten Gesten nach vorne, lebt von seiner ausdrucksstarken Lead-Gitarre und groovt mindestens so sehr wie die Breitseiten von „Drag The Lake“, die mal eben ein an Josh Homme erinnerndes Riff auspacken. Wie „Run Through The Valley“ zunächst voranpeitscht und schließlich doch sympathische, bewegende Harmonien auspackt, reißt mit.
Natürlich beschreiten Holy Roller Baby keine neuen Pfade oder bemühen sich um revolutionäre Rock-Innovation. „Frenzy“ ist das Werk vierer Musiker, die einfach nur Spaß an ihrem Sound haben. Erinnerungen an die Granden der 60s und 70s werden schnell wach, gewisse Vergleiche lassen sich nicht von der Hand weisen. Zusätzliche Soul-Einflüsse verpassen dem Geschehen hingegen einen frischen und doch klassischen Anstrich. Schweiß, Gefühl und ein nicht von der Hand zu weisendes Sex-Appeal begleiten eines der schönsten Alben für unsichere Zeiten.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 09.10.2020
Erhältlich über: Eigenvertrieb
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