Corey Taylor – CMFT

Corey Taylor
(c) Ashley Osboun

Revolutionäre Metal-Wutproben mit Slipknot, Hard-Rock-Chart-Topper mit Stone Sour, mehrere Bücher auf den Beststeller-Listen: Corey Taylor ist ein Tausendsassa. Neben seinen beiden gigantischen Bands und diversen Nebenschauplätzen nimmt der charismatische Sänger nun ein weiteres Projekt in Angriff, und zwar in kompletter Eigenregie. Taylor gibt’s nun auch als Solokünstler mit Songs, die teils bis in seine Jugend zurückreichen, sowie komplett neuem Material. Ob kerniger Rock, Punk oder HipHop, auf „CMFT“ kommt zusammen, was eigentlich schon lange zusammengehört.

Wie vielfältig und vielschichtig der Einzelkämpfer Corey Taylor – natürlich mit Begleitband im Hintergrund – klingt, zeigte bereits die eine oder andere Singles. „Black Eyes Blue“ serviert klassischen Rock mit leicht poppiger Schlagseite und einem hymnischen, gefühlvollen Refrain, der nach einem Radiohit riecht, ohne sich anzubiedern. Hingegen holt er sich für „CMFT Must Be Stopped“ Unterstützung durch den britischen MC Kid Bookie und den Multi-Platin-Rapper Tech N9ne. Das Ergebnis ist ruppiger, schroffer Crossover in Reinkultur mit Nu-Metal-Schlagseite – im besten Sinne altbacken und kurzweilig. Hingegen platziert sich das als Album-Opener „HWY 666“ zwischen sämtlichen Stühlen und spuckt kantigen, griffigen Rock mit Punk-Schlagseite und ein wenig angedeutetem Country zwischendurch aus.

Damit wäre aber nur an der Oberfläche einer hochspannenden Platte gekratzt. So drängt sich „Meine Lux“ schnell als potenzieller Live-Abräumer auf. Hier löst Taylor die Handbremse komplett und stimmt einen wilden, herrlich abgedrehten Punker samt Singalongs an, der gerne mal in Motörhead-Gefilde abdriftet. Die Piano-Ballade „Home“ erinnert an alte Stone Sour-Schmachtfetzen und wirkt ähnlich unpeinlich, zumal das herrlich durchgeknallte „European Tour Bus Bathroom Song“ als komplette Antithese gekonnt dazwischenfährt. „Kansas“ bietet gekonnten MOR-Rock mit Great American Songbook, „Samantha’s Gone“ ist ein launischer Heartland-Rocker und „Everybody Dies On My Birthday“ eine hymnische Rumpelbude. In punkto Heavyness kann vielleicht noch die Auskopplung“Culture Head“ mithalten, klassisches Hard-Rock-Gitarrensolo inklusive.

Insgesamt wohl etwas mehr Stone Sour als Slipknot, letztlich aber ein komplett eigenes Ding: „CMFT“ ist ein Rockalbum mit allen erdenklichen Ecken und Kanten, das dennoch stets erpicht ist, über den Tellerrand hinauszublicken. Gefühlvolle Balladen, ruppige Punk-Abräumer, Retro-Crossover-Derwische und klassische, uramerikanische Gitarren begleiten diese stimmige, raue, emotionale und stets gefällige Platte. Corey Taylor zeigt eine weitere Seite seines musikalischen Schaffens, vermengt mit ein paar bekannteren Elementen, und klöppelt weiter an seinem eigenen Monument mit diesem kurzweiligen, starken Soloeinstand. Fortsetzung selbstverständlich mehr als erwünscht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 02.10.2020
Erhältlich über: Roadrunner Records (Warner Music)

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