Dawes – Good Luck With Whatever

Dawes
(c) Clara Balzary

Nach gut einem Jahrzehnt Bandgeschichte und mehreren Platten in den amerikanischen Albumcharts gehören Dawes zum Inventar. Das Quartett aus Los Angeles trifft mit seinem Folk- und Americana-Sound, der gerne mal gen Indie Rock umschlägt, offenkundig einen traditionsbewussten und doch angenehm modernen Nerv. Für ihre neue Platte verpflichteten die Kalifornier den sechsfachen Grammy-Gewinner Dave Cobb, der unter anderem bereits mit Brandi Carlile sowie Jason Isbell And The 400 Unit arbeitete. „Good Luck With Whatever“ wurde in Nashville aufgenommen und befasst sich mit den Erwartungen des Erwachsenwerdens.

Der Opener macht diese Themenstellung besonders deutlich: „Still Feel Like A Kid“ sieht einen Taylor Goldsmith, der sich trotz aller gesammelten Erfahrungen immer noch wie ein Kind fühlt. Große Power-Akkorde, ein wenig Retro-Charme und dezent bluesige Untertöne statten die gängige Folk-Rock-Präsentation aus – angenehm leidenschaftlich und mitreißend. Als krasses Gegenteil dazu nimmt „St. Augustine At Night“ jegliches Tempo heraus und stützt sich vornehmlich auf Gesang sowie akustische Gitarre. In dieser bewegenden Reduktion ist der Protagonist mit seinen Gedanken alleine und findet einen Rückzugsort in den Wirren des Alltags.

„Free As We Wanna Be“ kniet sich tief in das Erbe amerikanischer Rock-Klassiker und hat durchaus 70s-Flair. Hier verpassen Dawes dem Sound der Eagles und von Lynyrd Skynyrd eine eigene Note. Kein klassischer Southern Rock, kein Songbook, sondern urtypische Sounds mit besonderer Würze. Der Titelsong „Good Luck With Whatever“ entwickelt ebenso schnell eine Eigendynamik. Ein gewisser verschmitzter Unterton schwingt immer mit am Übergang zwischen lautmalerischer Gitarre und verspieltem Piano. Später erhöht „Who Do You Think You’re Talking To?“ die Schlagzahl deutlich, spielt sich komplett von jeglicher Erwartungshaltung frei und punktet mit vertrauter Lässigkeit; kein Wunder, dass es sich hierbei um einen Adult-Alternative-Radio-Hit handelt.

Es mag sich nicht übermäßig viel getan haben im Hause Dawes, doch das soll nicht weiter stören. Die vier Kalifornier schreiben nach wie vor richtig gute, packende Songs zwischen emotionaler Schwere, Nachdenklichkeit, Aufbruchsstimmung und jugendlichem Charme. Letzteres ist in „Good Luck With Whatever“ alleine schon thematisch Pflicht. Gewohnt starke Rocker zwischen Folk, Americana und ein wenig Indie lassen abermals keine Wünsche offen – ein von vorne bis hinten einfach nur gutes Album.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 02.10.2020
Erhältlich über: Rounder Records (Universal Music)

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