Aua – I Don’t Want It Darker
Fabian Bremer und Henrik Eichmann machen seit beinahe zwei Jahrzehnten gemeinsam Musik, unter anderem als eine Hälfte der Instrumental-Band Radare bekannt. Es geht aber auch anders, wie sie mit Aua beweisen. Krautige Sounds, mit Lo-Fi, Alternative und Electro kollidierend, gehen auf forschende Klangreise zwischen betonter Lässigkeit und understatetem Antrieb. Über einige Wochenenden in einer mit Equipment vollgepackten Hütte aufgenommen, bewegt sich „I Don’t Want It Darker“ durch nicht enden wollende Weiten.
Der Titelsong gibt die Reise vor und zählt zugleich zu den eingängigsten Exkursen dieser guten halben Stunde. Über weite Strecken recht synthetisch und zugleich stosich angelegt, breiten sich grenzenlose Klangschleifen durchaus mystischer und zugleich wohliger Art aus, von durchaus animiertem Gesang begleitet. Ein Hauch von Schönheit umweht die verstörenden Schleifen. Im direkten Anschluss blubbert „Starstruck“ recht unspektakulär vor sich hin. Das Ausreizen einer mit Amiga-Soundtracks flirtenden 80er Melodie gestaltet sich unspannend, das noisige Finale macht dafür einiges her.
Solche Durchhänger bleiben die Ausnahme, selbst wenn „The Energy Vampire“ einen vergleichbaren melodischen Ansatz aufnimmt. Deutlich erhöhtes Tempo, lebhafte Drumbeats und lakonische Vokal-Beiträge wecken auf und lassen die Füße mitwippen. „Coke Diet“ setzt sogar noch einen drauf, weil sich der Song aus zeitweise beklemmender Ruhe stets steigern kann und mit seinen Schleifen in einen nicht näher definierten Bann zieht. All das mündet schließlich in „Umami Karoshi“, einer sechsminütigen Schleifen-Monstrosität mit scharfkantigen Gitarreneinschüben, suchenden Vocals und gekonnter Zuspitzung zum Ende hin. Das geht im besten Sinne an die Substanz.
Von ein paar unspektakuläreren Instrumentalexkursen abgesehen, macht „I Don’t Want It Darker“ einiges her, strahlt eine spannende, eigentümliche Faszination aus. Das Zeit- und Endlose dieses Einstands bewegt und verstört auf gleiche Weise, braust im richtigen Moment auf und nimmt sich doch wieder für seine Dauerschleifen zurück. Aua tasten sich mit Gusto in dieses Album vor und breiten alles andere als düstere Magie aus. Der Trip mag etwas kurz geraten sein, am packenden Klangbild ändert das jedoch nichts.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.09.2020
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)
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