Will Hoge – Tiny Little Movies

Will Hoge
(c) Katie Krauss

Seit zwei Jahrzehnten ist Will Hoge so etwas wie das gute Gewissen des amerikanischen Heartland-Rock. Der mittlerweile 47jährige aus Nashville arbeitete sich über kleine Club-Bühnen bis zu einem kurzzeitigen Majordeal hoch, trat mit so unterschiedlichen Künstlern wie Midnight Oil, Jason Isbell, Social Distortion und Shinedown auf, und veröffentlichte starke Platten in beeindruckender Geschwindigkeit. „Tiny Little Movies“ ist bereits sein zwölftes Werk und bemüht sich, im Vergleich zum politischen, sozialkritischen Vorgänger „My American Dream“, um den Blick nach innen.

„Maybe This Is OK“ ist das Herzstück dieser Platte. Nach einem bislang bewegten Leben zieht Hoge erstmals Bilanz und befindet, dass eigentlich alles ganz in Ordnung ist – eine willkommene Sicht der Dinge nach Jahren der durch Angstzustände bestimmten Unsicherheit. Der lässige und in den entscheidenden Minuten dennoch treibende Rocker mit RnB-Schlagseite wirkt in sich ruhend und zeigt zugleich, dass das innere Feuer immer noch lodert. Danach besingt er in „Even The River Runs Out Of This Town“ die Eine, die er ziehen ließ, um sie nicht herunterzuziehen. Die wunderbar unruhige Reverb-Gitarre trägt ihr Übriges bei.

Auf den ersten Blick dürfte es verwundern, dass Hoge mit Punk- und Hard-Rock-Künstlern touren konnte, doch dann setzt das furiose „Con Man Blues“ ein. Hier schimmert die schroffe Intensität späterer Pearl Jam durch – druckvoll, direkt und doch dem Americana-Songbook zugewandt. „Midway Motel“ bemüht sich hingegen um klassischere Klänge mit Southern-Twang, nimmt ein wenig Tom Petty mit und ist doch unverkennbar Hoge. Das konstant anwachsende, mit Alternative flirtende „My Curse“ führt schließlich sämtliche Welten zusammen, einem überdimensionalen Puzzle gleich.

„Tiny Little Movies“ ist genau das, eine Art Mini-Soundtrack zu verschiedenen Episoden aus Will Hoges Leben. Entsprechend ausschweifend, losgelöst und doch pointiert geben sich die einzelnen Songs, wie eine kleine Rundreise durch die Karriere des Mittvierzigers anmutend. Der Protagonist bemüht sich um innere Ruhe und Ausgeglichenheit, zieht Lehren aus der Vergangenheit und ist dennoch weit vom Altenteil entfernt. Tolles Ding, etwas anders und doch Hoge pur.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.06.2020
Erhältlich über: Edlo Recordings / Thirty Tigers (Membran)

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