Hinds – The Prettiest Curse

Hinds
(c) Andrea Savall

Bislang waren Hinds eine sympathische, kleine Lo-Fi-Band mit Händchen für kurzweilige Melodien und selbstbewusste Indie-Breitseiten. Davon rücken die vier Spanierinnen nun zumindest ein klein wenig ab. Man wollte die musikalischen Schwingen ausbreiten und hörte vor sowie nach jeder Sessions zur neuen Platte ein anderes Album. „The Prettiest Curse“ zeigt sich eine Spur poppiger, vielschichtiger und größer, mit greifbarem Mut zu instrumentalem Tiefgang. Schließlich, so Ana Perrote, habe man bereits zwei reduzierte Werke mit Bühnen-ähnlichem Sound eingespielt, also warum sich abermals wiederholen?

Ein selbstbewusstes Statement wie „Just Like Kids (Miau)“ – eine sarkastische Antwort auf jene Vorurteile, die einer rein weiblich besetzten Band tagtäglich zufliegen – wirkt nun zugleich ruppiger und weicher. Gerade der hänselnde Refrain kann einiges. Direkt danach blüht „Riding Solo“ so richtig auf. Das zurückgelehnte Auftreten, die herrlich röhrende Gitarre, der Hauch von „Paper Planes“ im Chorus – ein hochspannendes Stück Musik, ultraeingängig, wunderbar breitbeinig und lässig, zugleich eine kräftige Spur harmonischer.

Hinds glätten die eine oder andere Ecke und Kante, ohne jedoch das, was ihren Sound ausmacht, komplett zu verleugnen. Tracks wie „Take Me Back“ hätten auf den bisherigen Alben ebenso gut funktioniert, doch wirkt der zurückgenommene Song mit seiner charakteristischen Lead-Gitarre nun eben eine Spur größer, nützt offene Räume und versenkt den Ball, um bei Fußball-Metaphern zu bleiben, direkt in den Maschen. Das verspielte, leicht schiefe und doch romantische „Come Back And Love Me <3“ zeugt von einer gewissen Portion Ironie, „Good Bad Times“ packt radiofreundliche Power-Chords aus und „The Play“ rockt mit scharfkantigem Elan. Selbst der zunächst ruhige, dann abgedrehte und beinahe angeproggte Rausschmeißer „This Moment Forever“ klappt prima.

„The Prettiest Curse“ klingt angenehm anders, das trifft es wohl am besten. Hinds blasen ihren Sound einfach ein wenig auf und bleiben sich dennoch treu. Das bekommt vor allem den poppigen Aspekten ihres Sounds gut, wirkt lässig und doch angriffslustig. Organisches Wachstum begleitet dieses dritte Studioalbum, natürlich nach wie vor (und vielleicht mehr denn je) hochgradig hitverdächtig. Spätestens jetzt führt kein Weg an einer der besten europäischen Indie-Bands vorbei.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.06.2020
Erhältlich über: Lucky Number Music (Rough Trade)

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