Hank von Hell – Dead
Im Herbst 2018 kehrte Hank von Hell zurück, dieses Mal solo. Der ehemalige Turbonegro-Frontmann befasste sich auf „Egomania“ mit seinem musikalischen Erbe – ohne große Überraschungen, dafür mit guten Songs. Seinen Zylinder hat er zwar gegen ein Bandana eingetauscht, sonst hat sich aber wenig verändert. „Dead“ spielt mit dem Ableben der Kunstfigur, die letztlich doch – erwartungsgemäß – wie Phönix aus der Asche steigt.
Eingerahmt von cineastischen Vignetten, eingesprochen vom aus dem „Sons of Anarchy“-Spinoff „Mayans M.C.“ bekannten Schauspieler Frankie Loyal Delgado, setzt es zehn neue Songs. Und die erfüllen sämtliche Erwartungen. Der Titelsong „Dead“ vereint Glam Rock mit Death Punk, der Refrain lässt sich schnell mitbrüllen. Klar arbeitet von Hell mit einfachsten Mitteln, und doch fetzt der Track. Selbiges gilt für „Danger Danger!“. Es passiert herzlich wenig, der Protagonist drängt kurz in die Disco und lässt dann doch wieder seine apokalyptisch-eingängigen Wurzeln das Heft in die Hand nehmen.
Apropos: „Disco“ ist der vielleicht radiofreundlichste Song eines kurzweiligen Albums mit Radio-Potenzial. Die Melodie ist cheesy, der dezente Elektronik-Einsatz wirft mit Zuckerguss um sich. Der Norweger taucht tief in die 80er Jahre ein und kommt schillernd, funkelnd zurück an die Oberfläche. „Forever Animal“ und das von Sum 41-Mitgliedern unterstützte „Radio Shadow“ bemühen sich hingegen um Handfestes. Mit Punk, Dreck und Hooks dreht der Protagonist die Zeit zurück, fühlt sich aber ebenso in der abschließenden Grandezza des herrlich durchgeknallten „13 In 1“ wohl.
Ingesamt klingt „Dead“ noch eine Spur schräger als sein Vorgänger, eine Spur radiofreundlicher und doch feister, gefährlicher. Hank von Hells Unberechenbarkeit äußert sich auf dieser kurzweiligen Platte voller Hits, vertrauter Zitate und tiefst sarkastischer Gesten. Zwischen 80s-Party, galligem Rotz und ein wenig Schwelgen in Glam-Death-Erinnerungen macht von Hells zweites Solowerk abermals viel richtig und sollte auf keiner Rock-Party fehlen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 15.06.2020
Erhältlich über: Columbia Records (Sony Music)
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