The Howl & The Hum – Human Contact
Aus heutiger Sicht wirkt es unglücklich, das Debütalbum „Human Contact“ zu nennen. The Howl & The Hum nahmen die Platte vergangenen September auf, als die Welt noch eine andere wahr, und hielten eisern an ihren Plänen fest – keine Verschiebung, keine Umbenennung. Das Quartett aus York in Großbritannien sorgt seit geraumer Zeit für ein Rauschen im Indie-Blätterwelt mit poppigen U2-Anleihen, majestätischer Elektronik und gelegentlichen Ausflügen in unterkühlte Post-Punk-Gefilde. Aber nun kommt es erst einmal zur Kontaktaufnahme.
Einer der schönsten Momente dieser Platte findet sich zur Halbzeit: „The Only Boy Racer Left On The Island“ betont die poppig-sehnsüchtige Seite der Band. Hier scheinen Bono und Konsorten ein wenig durch, den Refrain hätten die Iren sicher gerne geschrieben. Mit dem leicht verschachtelten Unterbau in der zweiten Hälfte beißen sich The Howl & The Hum endgültig fest. „A Hotel Song“ setzt eigentümliche Beat-Konzepte an den Anfang, bevor sich ein prächtiger Pop/Rock-Track mit kleinen Widerhäkchen aufbaut. Sympathische Indie-Kost mit einem zeitlosen Chorus breitet die Schwingen aus und bleibt sofort hängen.
„27“ repräsentiert hingegen das Faible der Briten für Elektronik. Der Unterbau könnte auch von Robyn stammen, darüber thronen weiche Verse und viel Gefühl. Später wird es schön laut und alles umarmend. Der Titelsong „Human Contact“ schlägt die Brücke zwischen all diesen Welten mit einem tanzbaren Disco-Rocker – etwas Post Punk drumherum, Glitzer und Funkelkugel zur Zier, zwingende Gitarren begleiten das Geschehen. „Hostages“ hätte hingegen in den frühen Nullerjahren neben Coldplay und Keane prima funktioniert, ohne heute im Geringsten altbacken zu wirken.
Über knapp 50 Minuten legen The Howl & The Hum immer wieder neue, prächtige Melodieteppiche vor. Eigentlich wären ihre Songs wunderbar fürs Radio geeignet. Sie biedern sich zu keiner Zeit an, lassen sich nicht kaputt spielen und zugleich angenehme Alternative-Untertöne erkennen. „Human Contact“ stellt persönliche Verbindungen auf digitalem Weg her, bleibt sofort hängen, schmiegt sich an und lässt nicht los – eine tolle Platte voller kleiner Ohrwürmer.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.05.2020
Erhältlich über: The Howl & The Hum / AWAL (Rough Trade)
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