Katie Von Schleicher – Consummation

Katie Von Schleicher
(c) Shervin Lainez

Ein paar Lo-Fi-Power-Balladen auf Platte zu pappen und diese Sammlung „Shitty Hits“ zu nennen, hat sicherlich Charme. Katie Von Schleicher sorgte mit ihrem Debüt für verdientes Aufsehen, nur um all das weit hinter sich zu lassen. Die musikalische Öffnung ist da – Chamber-Pop, pulsierende Electro-Rocker, interstellare Zwischenfälle, kurze Noise-Eruptionen und mehr schmücken den Nachfolger „Consummation“ aus. Und all das zumindest teilweise von einer alternativen Interpretation des Hitchcock-Klassikers „Vertigo“ inspiriert.

Zugegeben, das liest sich erst einmal mächtig und überwältigend, nach viel Chaos, großen Hirngespinsten und wenig Struktur. Nichts könnte jedoch ferner von der Wahrheit sein, denn Von Schleichers lyrische Präzision schwebt weiterhin über all dem, stiftet verbindenden Sinn. Ein Song wie „Can You Help?“ ist in dieser Strahlkraft neu – zwei kurzweilige, rockige Minuten, etwas drastischer und doch nach wie vor sehr angenehm vorgetragen – siehe und, vor allem, höre „Wheel“, die etwas gemächlichere Schwester mit vergleichbarem Drive. Die US-Amerikanerin trennt Power und Ballade, wirkt spielfreudiger, ohne dabei ihren ureigenen Charme einzubüßen.

Natürlich bleiben die ruhigen, mit Lo-Fi flirtenden Momente erhalten. Gleich nach „Wheel“ verliert sich „Nowhere“ in einem endlosen Melodiekonstrukt. Man fällt weich, der Beat aus der Dose erschüttert im besten Sinne. Wieder eine Tür weiter drückt „Caged Sleep“ etwas auf die Tube. Krautige Elemente hier, angepunkter Drive da – eine wunderbare Melange der Gegensätze. Das Krautige schwingt bei Von Schleicher immer wieder mit, schlägt in „Power“ sogar ins verhalten Psychedelische um, ohne die angenehm poppigen Wohlfühlgefilde zu verlassen. Stattdessen entsteht eine Traumreise, von „Loud“ – nomen est omen – aufgegriffen und verdichtet.

Hier stimmt das Gesamtbild: „Consummation“ ist vielgesichtiges Werk, dennoch aus einem Guss und von einem feinsinnigen roten Faden durchzogen. Katie Von Schleicher hebt sich ein wenig von ihrem bisherigen Schaffen ab, ohne dieses komplett ad acta zu legen. Neuer Elan und krautig angeproggter Spielwitz begleiten die vertraute Lo-Fi-Ästhetik und suchen nach dem goldenen Moment. Den findet die Singer/Songwriterin immer wieder auf dieser tollen Platte.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.05.2020
Erhältlich über: Full Time Hobby (Rough Trade)

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