Warm Digits – Flight Of Ideas
Wenn sich die beiden Klangmagier von Warm Digits aus Newcastle-upon-Tyne an die Arbeit machen, wird es spektakulär. Irgendwo zwischen Space-Disco, Electro-Pop und Krautrock legen Andrew Hodson und Stephen Jefferis ungeahnte kombinatorische Möglichkeiten frei. Abwechselnd unverschämt eingängig und im besten Sinne abgehoben, lässt sich der Sound nie so recht festnageln, die Idee dahinter allerdings schon: „Flight Of Ideas“ ruft zum Nachdenken auf, widmet sich der Wahrheit eigener Gedanken und der Geschichte der Psychologie.
Unterstützung erfährt das Duo von allerlei Gästen, allen voran Paul Smith. Der Maximo Park-Frontmann stürzt sich auf das tanzbare, funkelnde „Fools Tomorrow“ und bohrt sich in schrille Disco-Gefilde vor. Wütender Bounce, ein wenig Noise und unwiderstehlicher Funk geben sich die Klinke in die Hand, die fünfeinhalb Minuten lassen sich nicht so recht festnageln und fördern immer wieder Unerwartetes zutage. Ähnlich vielschichtig gestaltet sich der rein instrumentale Opener „Frames And Cages“. Von deutlichen Orbital-Querverweisen bis zur Breakbeat-Verballhornung nehmen die Briten alles mit.
Der wilde Reigen setzt sich kunterbunt fort, wenn „Shake The Wheels Off“ mit Begleitung durch The Orielles ein wenig Post Punk und ganz viel Disco aufs Parkett bringt. Gerade die Schlussminute hat es in sich. „Feel The Panic“ mit The Lovely Eggs wirkt im Gegensatz dazu schroff und rockig, stellenweise an den Crossover-Ansatz von Pendulum erinnernd, bevor ein Pop-Break vogelwild durchs Gebälk fährt. In „Flight Of Ideas“ kollidieren krautige Ansätze mit frühen Underworld, und auch das stilvolle „The View From Nowhere“ mit Vocals von Emma Pollock (u.a. The Delgados) unterhält.
Musikalisch ist hieran freilich herzlich wenig philosophisch, auch wenn die Ideen tatsächlich frei, losgelöst herumflattern. „Flight Of Ideas“ macht seinem Namen alle Ehre, fügt dem ohnehin kunterbunten Sound der beiden Briten weitere Facetten hinzu und trumpft zudem mit starken, gekonnt eingesetzten Gaststars auf. Vom feinsinnigen Electro-Pop-Moment über das furiose Kraut-Experiment bis zur Post-Punk-Disco: Warm Digits bleiben eine Macht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 03.04.2020
Erhältlich über: Memphis Industries (Indigo)
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