Fink – Bloom Innocent – Acoustic

Fink
(c) Eddy Kruze

Wer braucht schon Songstrukturen, dachte sich Fin Greenall wohl, als er vergangenes Jahr „Bloom Innocent“ veröffentlichte. Das UK-Suffix hat der als Fink auftretende Wahlberliner mittlerweile verloren, sein Händchen für starke Musik aber keineswegs – ein aufwühlender Aufbruch mit innovativem Storytelling war das Ergebnis. Und doch suchte der gebürtige Brite nach einer Alternative zu den recht üppigen Arrangierungen. So ging es für zwei weitere Tage ins Studio, wo mehrere Takes diverser Album-Tracks aufgenommen wurden – keine Overdubs, nur Live-Spirit. Die besten Versionen erscheinen nun als „Bloom Innocent – Acoustic“.

Das Wechselspiel aus Sehnsucht und Vermissen mit dem Titel „Out Loud“ wird nun komplett auf das Wesentliche heruntergebrochen mit Stimme, Akustik-Gitarre und etwas Percussion. Dennoch vermag sich Fink in diesem Exkurs in eine Art Rausch zu spielen, wächst hörbar über sich hinaus. Das liegt natürlich an der fieberhaften Vorlage, die hier gerade zum Schluss hin beeindruckendes Steigerungspotenzial offenlegt. Im Gegensatz dazu wirkt „That’s How I See You Now“ verspielt, ausladend, flirrt um seine großen Ideen herum und zupft fieberhaft auf der Klampfe herum. Wohin die Reise gehen soll, zeigt sich erst spät.

„We Watch The Stars“ wirkt im Vergleich zum übrigen Material durchaus konventionell, wird auf eine recht klassische Singer/Songwriter-Formel heruntergebrochen und vermag sich in aller Ruhe zu entfalten. Der Indie-Rock-Ansatz von „I Just Want A Yes“ spielt ebenfalls mit den Erwartungen und bewegt sich letztlich in vertrauten, in (ein-)gängigen Gefilden – simpel und effektiv, zugleich der perfekte Vorhof für „Rocking Chair“. Was Fink und Begleitung in diesen knapp sieben Minuten abrufen, imponiert. Der vielerorts beschworene Rauschzustand tritt hier tatsächlich rein und erzeugt ein beinahe spirituelles Erlebnis.

Während Anna Calvi erst kürzlich die Urformen ihres aktuellen Albums inszenierte, wählt Fink einen komplett neuen Ansatz und zäumt das sprichwörtliche Pferd wiederholt von hinten auf. „Bloom Innocent – Acoustic“ – der Name ist zwar Programm, wird dieser Fortsetzung aber nicht annähernd gerecht. Fink und Begleitung beschränken sich eben nicht auf rein „stromlose“ Kunst, sondern präsentieren auf eigenen Beinen stehende Bearbeitungen. Tatsächlich funktionieren beide Platten unabhängig voneinander und illustrieren damit ein weiteres Mal die große Songwriting-Kunst des Wahlberliners.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.04.2020
Erhältlich über: R’COUP’D

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