Dool – Summerland

Dool
(c) Nora Limmen

Die Suche nach dem eigenen Sound scheint für Dool abgeschlossen zu sein. Als sich die fünf Niederländer 2015 fanden, war noch weitestgehend unklar, wohin die Reise gehen soll. Das passt durchaus, denn der Bandname bedeutet übersetzt so viel wie „Umherwandern“. Und so einigte man sich auf „Here Now, There Then“ auf eine Art Mix aus Dark Rock, Psychedelic Rock und Post-Something mit metallischer Kante. Eine kleine EP später steht der Nachfolger „Summerland“ in den Startlöchern. Wer The Devil’s Blood mag, jedoch gut und gerne auf billige Teufelsgesten verzichten kann, ist hier richtig.

08/15-Düster-Habitus hat bei Dool keinen Platz, denn die neue Platte – der Albumtitel ist einem Begriff aus dem Heidentum für Himmel oder Nirwana entlehnt – geht noch progressiver und aufgeschlossener mit gängigen Songstrukturen um, wählt einen angenehm komplexen Ansatz, ohne dabei jegliche Eingängigkeit einzubüßen. Dafür ist vor allem Ryanne van Dorst verantwortlich. Die Sängerin und Gitarristin schwebt wie ein guter und doch mahnender Geist über den Tracks, allen voran der kurzweilige Opener „Sulphur & Starlight“. Süßliche Schwere, intensive Wucht und große Emotionen machen sich breit, der pulsierende Basslauf kommt gut.

Dool fühlen sich in der Überlänge wohl und lassen sich zu großartigen Momenten inspirieren. Natürlich spielt der über acht Minuten lange Titelsong ganz vorne mit. Schleppende, semi-balladeske Elemente treffen auf verträumte Gitarren und van Dorsts zarten, beinahe gehauchten Gesang – eine aufwühlende Erfahrung, die in der zweiten Hälfte mit minimalistischer Psych-Schlagseite und ausladendem Gitarrensolo aufblüht. Dass im direkten Anschluss „A Glass Forest“ das Tempo zwischenzeitlich gewaltig anzieht und das Auge des Sturms in metallisch angehauchte Gefilde zieht, passt prima ins Bild. Der coole Bounce von „Be Your Sins“ und das zur Jam-Session mutierende „God Particle“ bleiben ebenfalls hängen.

Angenehm schwere Kost mit beeindruckender Leichtigkeit ist das Ergebnis dieser oberflächlich paradoxen Platte. Eigentlich dürfte „Summerland“ nicht gleichzeitig angenehm luftig und geradezu martialisch-wuchtig ausfallen, aber genau das gelingt Dool mit ihrem Zweitling. Der wundersame, proggige Ansatz, die düstere Melodik, die kleinen Gesten, die geradezu überschäumende Spielfreude… hat „Summerland“ erst einmal zugepackt, ist guter Rat teuer. Und genau das ist großartig an dieser Langrille.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.04.2020
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

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