The Animen – Same Sun / Different Light
Nach zwei Alben und einem etablierten Sound wollten The Animen raus aus ihrer Haut. Erste Songs für einen Nachfolger zu „Are We There Yet?“ standen bereits nach der anschließenden XXL-Tour, wiederholen wollten sich die Schweizer allerdings nichts. Neue Regel: Jeder muss jeden Track gleichermaßen mögen. Bei der Gelegenheit wurden alte Aufnahmemuster aufgebrochen und neue Einflüsse zugelassen. Entsprechend bunt und doch fokussiert präsentiert sich „Same Sun / Different Light“.
Das neue Rezept trägt sofort Früchte, denn der Opener „The Absence“ ist einer der besten Tracks in der noch jungen Geschichte der Eidgenossen. Es dauert eine knappe Minute, bis der Song Fahrt aufnimmt, dann etabliert sich legerer Rock mit Garage-Untertönen und einer großartigen, bunt schillernden Retro-Melodie, an der man sich einfach nicht satt hören kann – simpel, eingängig, einfach groß. Ob man das folgende „Kill Your Darlings“ als Mission Statement sehen kann, sei dahingestellt. Zumindest wollen The Animen nicht mehr im Fahrwasser anderer großer Bands schippern und sich stattdessen endgültig als eigenständige Entität etablieren. Der verschwitzte, erfrischend aufgefächerte Midtempo-Rocker bleibt sofort hängen.
Und so mutiert der Rest der Platte zum Siegeszug. Es bleibt selbst für ruhigere Momente Platz, darunter das gefühlvolle „Dr Jekyll And Mr I“. Viel Gefühl, der vom Debüt bekannte Soul und ein wenig Jukebox-Flair schließen einen lieben Reigen. Das unverschämt coole „From The Get-Go“ bringt die nächste große Melodie aus längst vergangenen Tagen aufs Parkett, während der Dreck in Théo Wysers Stimme herrlich mit ein wenig Gefühl kollidiert. Zu „City Of No Bird“ kann man sich prima bewegen – die 60s leben – während „The Girl From New Heaven“ zum Abschluss mit Petticoats um sich wirft.
Tatsächlich trauen sich The Animen mehr zu und knien sich noch tiefer in den Vintage-Geist ihres Sounds rein. „Same Sun / Different Light“ lebt von kleinen Songperlen, von zeitlosen Melodien, von etwas Dreck und rauen Gitarren, aber auch von Soul und Gefühl. Was sich aufs Erste recht abstrakt liest, bringt im Endeffekt eine Fülle an kleinen und großen Hits, Rock-Hymnen und Retro-Perlen hervor, vielleicht sogar eine Spur über den beiden bisherigen Platten angesiedelt. Die Pause tat The Animen gut, die konzentrierte Arbeit an neuem Material ebenso – ihre bislang rundeste, spannendeste Platte ist das Ergebnis.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 20.03.2020
Erhältlich über: Two Gentlemen (Irascible Music / Rough Trade)
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