Sorry – 925
Seit ein paar Jahren tummeln sich Sorry vornehmlich durch die Londoner Underground-Szene sowie in den „Must-Watch“-Spalten diverser Blogs und Musikmagazine. Die junge Band um Asha Lorenz und Louis O’Bryen – man ist seit der Kindheit befreundet – wirft die verschiedensten Sounds und Einflüsse in einen großen Mixer und streut selbstbewusstes Understatement bei. Ihre bisherigen Kleinformate und Mixtapes wurden verdient abgefeiert, auf dem Debütalbum „925“ finden Indie, Alternative, Pop, Soul und Electro nun unverschämt gut zusammen.
Ein Hauch Mixtape umweht auch diese 13 Songs – teils neu, teils vertraut. Sie stehen prima auf eigenen Beinen und wirken dennoch engmaschig verwoben. Da wäre beispielsweise „Snakes“, dieser kauzige Noir-Rocker mit reduzierten Gitarren, wuchtigen Drums und jenseitiger Hook. Lorenz‘ Vocals verführen und nehmen bedrohliche Untertöne mit, sind „Perfect“ für diese Platte. Besagter Track erinnert ein wenig an die Anfänge der Blood Red Shoes mit einem Hauch Aphex Twin drübergestreut. Klassische Indie-Vibes und O’Bryens gelegentlich eingestreute Zeilen treffen auf synthetisch befeuerte Wucht.
Von einem „Rock ’n‘ Roll Star“ würde man wohl kaum derart kauzige Melodieführung erwarten, doch letztlich ist genau das unheimlich konsequent für dieses schräge und doch eingängige Album. Während Sorry mit ihren Drumsalven und noisigen Einschüben noch sympathisch stolpern, gibt sich „Right Round The Clock“ bereits cool, lässig und auch ein wenig sexy – ein weiterer düster angehauchter Rocker mit eigentümlichen Untertönen. „Starstruck“ lässt mehr Beat-artige Konstrukte zu, „Lies (Refix)“ schraubt den Electro-Anteil in neue Sphären und „Heather“ platziert sich schließlich irgendwo zwischen Cabaret und Crooner.
Sind das hier die bislang schrägsten 43 Minuten des Jahres? Diese Vermutung ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn wie Sorry mit Genre-Schablonen umgehen und diese in einem collagenartigen Ansatz ins Lächerliche verkehren, verwirrt und unterhält zu gleichen Teilen. „925“ platziert sich irgendwo zwischen den Gorillaz und den jüngeren Platten der Arctic Monkeys, dabei stets eingängig und mitreißend. Lässt man sich erst einmal fallen, sind Sorry sofort da, um in neue Klanguniversen zu entführen – ein richtig tolles, kurioses und mehr als hörenswertes Album.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 27.03.2020
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)
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