Spanish Love Songs – Brave Faces Everyone
Ihr wunderbar emotionales „Schmaltz“ war mehr als nur ein Szene-Hit, jetzt steht für Spanish Love Songs das Album danach an. Mit ihrem kernigen Emo-Punk und packenden Storytelling traf das 2014 in Los Angeles gegründete Quintett einen Nerv, ein Support-Slot für Hot Water Music sowie ausverkaufte Headliner-Gigs in Deutschland folgten. Auf ihrem dritten Album treibt die US-Band nun den ohnehin bereits wilden Mix auf die Spitze. „Brave Faces Everyone“ befasst sich mit den Erlebnissen auf 30 Wochen Tour und sucht die richtige Balance zwischen Realismus und Optimismus.
Der Sound wirkt vertraut, hier wurde vor allem im Detail gearbeitet. Ein „Kick“ betont beispielsweise den Indie-Aspekt des Bandsounds stärker und setzt neue melodische Spitzen, die schließlich in einem herrlich ausufernden, motivierenden Refrain münden. „Self-Destruction (As A Sensible Career Choice)“ ist der nächste Volltreffer, auch wenn hier zunächst nicht viel zu passieren scheint. Spanish Love Songs verharren lange Zeit im statischen Fegefeuer, bevor sarkastische Spitzen zu neuen Höhen führen. „It won’t be this bleak forever – yeah, right“ – hier schwingt Lebenserfahrung mit.
Generell bemüht sich „Brave Faces Everyone“ um herrlich herzzerreißende Geschichten mitten aus Amerika, die auch schon mal persönliche und gesellschaftliche Traumata anfassen – Waffen und Opioide, um nur ein paar zu nennen. „Optimism (As A Radical Life Choice)“ trägt seine Mission bereits im Namen und wirkt angenehm rotzig, fast schon unbequem. Die Band spuckt den Track förmlich aus, findet im Chorus einen halbwegs harmonischen Nenner und verbreitet dennoch wohligen Schmerz. Auch der Opener „Routine Pain“ trägt den Fatalismus in sich, wenn auch nur sehr behäbig aufgebaut. Stark auch „Dolores“, dieser reduzierte Stich ins Great American Songbook, oder der stetig wachsende Zweiteiler „Losers“.
Das große Überraschungsmoment bleibt dieses Mal aus, dafür konsolidieren sich Spanish Love Songs auf hohem Niveau. „Brave Faces Everyone“ nimmt die Power und Dynamik von „Schmaltz“ mit und wächst vor allem auf lyrischer Ebene gewaltig. Immer wieder verursachen die Texte ordentlich Gänsehaut. Aber auch musikalisch stimmt die Mischung aus Emo, Punk und Indie abermals mit durch die Bank guten bis starken Tracks, greifbarem Schmerz und der richtigen „Chin up!“-Mentalität. Jetzt haben sie sich endgültig etabliert.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 07.02.2020
Erhältlich über: Pure Noise Records (Soulfood Music)
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