Memoriez – Holymodernothing

Memoriez
(c) Sönke Holst

Ist der futuristische Retro-Sound von Danger Mouse und Beck heute eigentlich noch interessant? Memoriez stellen diese Frage nicht, sondern spielen einfach munter los. Das Indie-Trio, irgendwo zwischen Hamburg und Los Angeles verankert, machte vor einer halben Ewigkeit mit „Huntin‘ Like A Hurricane“ auf sich aufmerksam, danach tauchte man unter. Sänger und Songwriter Joachim Zunke zog von der Hansestadt an die sonnige US-Westküste, und das macht sich auch auf dem selbstbewussteren, beseelten zweiten Album bemerkbar. „Holymodernothing“ steht digital in den Startlöchern, bevor Anfang 2020 eine Vinyl-Auflage nachgereicht wird.

Von der langen Durststrecke zwischen den beiden Platten unbeeindruckt, legen Memoriez mit „Creep To The Cradle“ einen herrlich souligen Opener vor. Greifbare Vintage-Energie, vorwitziger Pop-Ethos, ja sogar ein Hauch von Gorillaz schwingt mit. „Wheel Of Fortune“ baut darauf auf, spielt mit cheesy Melodien und ganz viel Gefühl. Das leicht quengelige, von einer überdrehten Gitarre durchzogene „High Hopes“ komplettiert den eröffnenden Hit-Reigen.

Es geht aber auch ganz anders. „Let It Be Alright“ erinnert an das jüngste Album der Arctic Monkeys, sammelt seine Noir- und Bar-Zitate bloß deutlich lässiger ein und wirft am Höhepunkt eine unwiderstehliche Hook ab. Hingegen gräbt sich „There’s A Cloud“ zu klassischen Rock’n’Roll-Vibes vor. Etwas lauter serviert, hätte dieser Track auch auf dem Debüt der Strokes funktionieren können. Der unwiderstehliche Groove von „Violence“ riecht ebenfalls ein wenig nach Julian Casablancas, bevor die flirrenden Gitarren von „Waiting“ die Garage gen Pop drängen – ein packendes Stück Musik, dessen Würze und Kürze sofort hängenbleibt.

Im besten Sinne altbacken – so oder so ähnlich lässt sich dieses Mini-Comeback beschreiben. Auf ihrem zweiten Album geben sich Memoriez deutlich souveräner, souliger und verspielter, ohne dabei die Indie-Wurzeln zu vergessen. Ruhigere Kilians, stylische Sparklehorse und die kurzweilige, kunterbunte Weirdness von Blur in sämtlichen Karrierefacetten drängen sich auf, wenn „Holymodernothing“ seine unwiderstehlichen Schwingen ausbreitet. 40 kurzweilige Minuten beschließen das Musikjahr mit einem echten, unfassbar cleveren Leckerbissen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.12.2019
Erhältlich über: BLOODSTREAM (Indigo)

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