Cemented Minds – Colostrum

Cemented Minds
(c) Cemented Minds

Eigentlich entstammen die Musiker hinter Cemented Minds diversen Hardcore-Punk-Formationen, schwören allerdings ebenso auf die erfrischende, durchaus artverwandte Düsternis von Post Punk. So rief das französische Quartett ein neues Projekt ins Leben, hörbar von Eagulls, The Cure und Beastmilk beeinflusst, aber auch von Independent Comics, wie der eine oder andere Text zeigt. „Colostrum“ ist, keine zwei Jahre nach der ersten Bandprobe, die Debüt-EP.

Ihren größten Hit packen die Franzosen gleich zu Beginn aus. „At The Crack Lane“ spielt mit Melancholie und Melodik, wirkt angenehm angepunkt und doch so geknickt. Im grellen Licht des mächtigen Refrains tummeln sich unter anderem die Smiths, man summt bereits beim zweiten Durchlauf wissend mit – mit einfachsten Mitteln brennt sich diese kleine Perle ein. Danach wird es erst einmal eine Spur synthetischer. „Hallorave“ scheint elektronische Harmonien für sich zu entdecken, obwohl hier wohl nur Gitarren zu hören sind. Das präzise Nachempfinden von Knöpfchendreherei auf den Saiten macht auf ureigene Art Laune.

Es bleibt hochgradig spannend und abwechslungsreich. Ruhige, semi-balladeske Töne begleiten das schwerfällige „Letdown“. Cemented Minds nehmen das Tempo heraus, lassen den Track sachte blubbern und wachen mit der feinen Klinge über ein übersichtliches, wohl aber unterhaltsames Arrangement. Falls das zu brav sein sollte, gestaltet sich „Hair Shirt“ als wahre Wohltat. Das Quartett entdeckt die Haare auf seinen Zähnen und gibt den räudigen Derwisch. Klingt fast schon noch Dance-Punk und hebt gewaltig ab. Zum Abschluss übt sich „Mean Enough“ ein weiteres Mal in purem Understatement und packt unverblümte Melancholie aus – sehr nett, aber dennoch unterhaltsam.

Keine Revolution, aber auch keine Stimme unter vielen: Cemented Minds packen einiges auf ihrer ersten EP aus und spielen mit den Möglichkeiten des Genres. Von fiesen Kanten über treibende Tanzflächen-Füller bis zur nachdenklichen Reduktion nimmt „Colostrum“ alles mit, was sich so unter dem Post-Punk-Banner tummelt. Fünf kurzweilige Tracks, greifbare Leidenschaft und durchaus Potenzial für ein packendes komplettes Album lassen mehr als Wohlwollen zurück – ein unterhaltsamer Einstand mit einem ersten Riesenhit.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.12.2019
Erhältlich über: I.Corrupt.Records

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