The Fame – Maybe, Tomorrow

Eine Online-Anzeige brachte The Fame zusammen. Das Quartett aus Toronto veröffentlichte im vergangenen Jahr seine Debütsingle und wagt nun den nächsten Schritt. Musikalisch irgendwo im Indie Rock um den Jahrtausendwechsel mit dezenten Britpop- und Garage-Untertönen angesiedelt, vereint die EP „Maybe, Tomorrow“ die ersten vier Tracks der noch jungen Karriere der Kanadier. Die Vorbilder sind greifbar, und doch lässt sich ein eigener Stil bereits erkennen.

Jeder der vier Tracks ist anders, und doch hält etwas Gemeinsames – vornehmlich hinsichtlich Attitüde – diese zusammen. Mit „Wide Awake“ fingt letztes Jahr alles an. Eine gewisse Aufbruchsstimmung begleitet den Exkurs. Hier kommt viel Britisches durch, die krachenden Gitarren und der hymnische Refrain setzen auf Power mit Radio-Rock und dezentem Oasis-Einschlag. Davon distanziert sich „Cherry Lipstick“ sogleich. Grunge ist das große Ding dieses Exkurses, wenngleich eher im Revivalism der späten 90er verortet. In den Strophen linsen zudem Weezer ums Eck.

Schnell wieder zurück über den großen Teich. Noch mehr Oasis, ein paar Beatles-Harmonien und ordentlich Fernweh ziehen sich durch dreieinhalb Minuten „As Years Go By“. Die Gitarre raut den Cut geschickt auf, dahinter lässt sich eine gewisse Fame-DNA – retro, harmoniebedürftig und selbst in zurückgenommenen Momenten angenehm ungestüm – erkennen. Der abschließende Titelsong wirft schließlich alles in einen Topf. Zunächst setzt es eine dicke Portion The Strokes, dann steuert der kauzige Refrain nach Seattle, zwischendurch macht unterschwelliger Brit-Rotz die Zwischenspiele zum Supergrass’schen Happening.

„Maybe, Tomorrow“ zeigt eine talentierte Band im hochgradig spannenden Anfangsstadium. Noch sind The Fame damit beschäftigt ihre musikalische Identität vollends zu erkunden, lassen ihre bunten Einflüsse aber schon einmal aufmarschieren. Für Abwechslung ist gesorgt, jeder Chorus brennt sich ein, die Riffs machen ebenso Laune. Die Kanadier lösen ihre transatlantische Zeitreise hervorragend auf mit ersten Mini-Hits. Darauf sollte man ein Auge haben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.11.2019
Erhältlich über: popup-records

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