Surma – Surma

Surma
(c) Joana Cesar

Surma ist einer der interessantesten portugiesischen Musikexporte der letzten Jahre. Die 23-jährige One-Woman-Band, wohl am ehesten mit Zola Jesus oder Austra vergleichbar, umgibt sich bevorzugt mit einer Pluralität an Instrumenten und mischt verschiedenste Stilrichtungen wild durcheinander. Ihr Debütalbum „Antwerpen“ spielte mit Indie, Electronica, Jazz, Pop, Rock und Ambient, um nur einige Ansätze zu nennen. Parallel zu ihren ersten Asien-Konzerten veröffentlicht sie nun eine brandneue EP, schlicht „Surma“ betitelt.

Am Anfang war der Post Rock. „Yellowing Ivories“ erinnert ein wenig an die Soloplatte von Jónsi, der etwas poppigere Klänge unter den vertrauten Monolithen-Sound seiner Hauptband mischte. Der große Ausbruch bleibt aus, doch die konstante Unruhe bekommt dem Opener sehr gut. Danach ertönt „Just So“ von Agnes Obel in ungewohntem Umfeld. Das milde Geblubbere, von zartem Gesang begleitet, legt große Gefühle frei und zählt sicherlich zu den konventionellsten Tracks in der noch jungen Karriere der Portugiesin.

Schon verändern sich die Vorzeichen: „La Rimbaud“ nimmt ein wenig Radiohead und Jazz mit; sucht nach etwas, das sich nicht auffinden lässt. Danach wird es erst einmal laut, wenn das vorab vorgestellte „Wanna Be Basquiat“ mit Noise, mit aufbrausender Elektronik (wie ein etwas lichterer Remix von Project Pitchfork zur „NUN“-Ära) und schroffer Ästhetik durchs Gebälk feuert. Im Gegensatz dazu wirkt das abschließende „Ingibjörg“ geradezu brav und lieblich, auch wenn der wuchtige Drumloop eine andere Sprache spricht. Die sich aufbauende bedrohliche Stimmung wird nicht aufgelöst. Auch das ist ein gelungener Kunstgriff.

In einer knappen Viertelstunde stellt Surma abermals sämtliche Hörgewohnheiten auf den Kopf mit einer EP, die von Track zu Track lauter und wilder wird. Das musikalische Spektrum wirkt umfangreicher und extensiver denn je, die Kollision von feinfühligem Indie Pop, suchenden Post-Struktur und sperrigen Electro-Einflüssen kommt gut. Wer „Antwerpen“ mochte, wird „Surma“ lieben, aber auch ohne das Vorwissen um diese Platte gibt sich anspruchsvolle, nicht immer einfache und gerade deswegen hochgradig interessante Musik ein willkommenes Stelldichein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.11.2019
Erhältlich über: Omnichord Records

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